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Giftiges Benzol durch Ölförderung - auffällig viele Leukämiekranke in Rodewald/Niedersachsen

Archivmeldung vom 22.09.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.09.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: s.media / pixelio.de
Bild: s.media / pixelio.de

Im niedersächsischen Rodewald (Landkreis Nienburg/Weser) sind auffällig viele Menschen an Leukämie erkrankt. Das ergeben Recherchen des Wirtschafts- und Verbrauchermagazins "Markt" im NDR Fernsehen. Jahrzehntelang förderte ein Vorgängerunternehmen von ExxonMobil hier Erdöl.

Nach NDR Recherchen sind mindestens fünf Menschen unter 40 Jahren in Rodewald innerhalb von zehn Jahren an Leukämie erkrankt. Statistisch erwartbar wäre in diesem Zeitraum maximal eine Neuerkrankung gewesen. Das bestätigt erstmals auch ein Statistiker des niedersächsischen Landesgesundheitsamtes gegenüber "Markt": "Es handelt sich hier um eine auffällige Erhöhung, der man nachgehen müsste."

Viele der an Leukämie erkrankten Dorfbewohner leben oder lebten in der Nähe eines ehemaligen Betriebsplatzes der Erdölfirma BEB Erdgas und Erdöl GmbH & Co. Nachfolgeunternehmen ist heute ExxonMobil. Auf dem Platz wurde das gesammelte Öl gereinigt und wieder abtransportiert. Über ein Ausblasrohr ist im Öl enthaltenes Gas in die Umgebung abgeben worden. Bis 1989 gelangte so krebserregendes Benzol in die Umwelt. Fünf Milligramm Benzol pro Kubikmeter Luft waren damals erlaubt. Tatsächlich kamen laut eines TÜV-Berichts aus dem Jahr 1988 bis zu 1890 Milligramm pro Kubikmeter aus dem Rohr.

Seit Dezember 2014 wird der stark kontaminierte Betriebsplatz saniert. Ein Gutachten zur Schadstoffbelastung liegt der Redaktion exklusiv vor: Die Benzolwerte im Boden und im Grundwasser sind teilweise stark erhöht. Beispielsweise betrug der Benzolwert des Grundwassers im Jahr 2013 bis zu 1200 Mikrogramm pro Liter. Zum Vergleich: Schon ab Werten zwischen fünf und zehn Mikrogramm müssen Maßnahmen ergriffen werden.

"Eigentlich müssten jetzt in niedersächsischen Behörden, und zwar auch in mehreren Ministerien, die Alarmglocken schrillen", warnt Kathrin Otte, zweite Vorsitzende des Gemeinnützigen Netzwerks für Umweltkranke (Genuk). Schließlich handele es sich in Niedersachsen bereits um den zweiten so genannten "Verdachts-Hotspot". Der bestehe darin, dass es eine örtliche Gas-und Ölförderung gegeben habe und gleichzeitig eine auffällige Häufung von Krebsarten des blutbildenden Systems auftrete.

Auf die Anfrage, ob ein Zusammenhang bestehen könne, teilte ExxonMobil mit, es sei zu berücksichtigen, ob auch andere Faktoren, beispielsweise Verkehr, Rauchen, Pestizide, Strahlung oder Alkohol als Auslöser für die Erkrankungen in Frage kämen. Der zuständige Landkreis Nienburg nimmt den Hinweis auf die häufigen Leukämieerkrankungen sehr ernst. In Abstimmung mit dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt und dem Epidemiologischen Krebsregister Niedersachsen will er jetzt eine Krebs-Clusteruntersuchung in Rodewald veranlassen.

Quelle: NDR / Das Erste (ots)

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