Intensivmediziner-Präsident will Verfügung für Risikopatienten
Archivmeldung vom 27.03.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Uwe Janssens, plädiert im Zuge der Coronavirus-Pandemie für eine vorausschauende Behandlungsplanung. "Ich würde mir wünschen, dass vor allem Risikopatienten in einer Patientenverfügung klar formulieren, was sie am Lebensende wollen und was nicht", sagte Janssens der "Welt".
Patienten sollten "schon weit im Vorfeld" entscheiden, was für sie im Fall der Fälle intensivmedizinisch "überhaupt zumutbar und gewollt" sei. "Will ich durch Maschinen möglichst lang am Leben gehalten werden? Was ist für mich ein vertretbares Therapieziel einer solchen Behandlung?", so der Intensivmediziner-Präsident weiter.
Es handele sich dabei um eine Diskussion, die bereits seit Jahren geführt werde und nun angesichts der Herausforderungen der Corona-Pandemie an "besonderer Bedeutung" gewinne. Janssens kritisierte privat betriebene Krankenhäuser in Hamburg, die sich nicht an die Empfehlung von Bund und Ländern gehalten haben, planbare Operationen zu verschieben: "Ich finde das unterirdisch. Erstens werden dadurch Ressourcen nicht freigesetzt, die wir jetzt in Vorbereitung auf eine Flut von Patienten dringend brauchen, zweitens ist es unsolidarisch und drittens gehören ökonomische Gründe nicht in eine Zeit, in der wir in eine Pandemie reinfahren. Diese Verstöße gehören bundesweit sanktioniert", so der Intensivmediziner-Präsident.
Mit Bezug auf Medienberichte, denen zufolge die Universitätsklinik von Straßburg beschlossen habe, angesichts der Engpässe über 80-Jährige nicht mehr zu beatmen, sagte Janssens: "Von diesem Vorgehen halte ich nichts. Das Alter allein ist kein Kriterium, sondern vor allem die Schwere der akuten Erkrankung und das Ausmaß der chronischen Vorerkrankungen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur