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Pflegerat-Präsidentin mit mehr Impfungen auch die Pflegenden schützen

Archivmeldung vom 30.10.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.10.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

In der Diskussion über die Belastungen in der Krankenpflege insbesondere während der Corona-Pandemie mahnt der Deutsche Pflegerat Ungeimpfte, sich noch für eine Impfung zu entscheiden, auch zum Schutz der Pflegekräfte.

Christine Vogler, Präsidentin des Pflegerates, sagte der "Heilbronner Stimme": "Es gibt keine Impfpflicht, aber die Menschen sollten sich verpflichtet fühlen, sich zu informieren. Wir bitten wirklich inständig, gerade auch in Richtung unserer eigenen Berufsgruppe, dass sich viele Ungeimpfte noch für eine Impfung entscheiden. Auch die Pflegenden möchten geschützt sein. Am liebsten würden wir alle zum Impfen tragen." Dennoch: "Ein Impfzwang kann wirklich nur das letzte Mittel sein. Es ist aber nur schwer zu ertragen, "wenn sich die Gesellschaft nach Impfunwilligen richten muss", sagte Vogler.

Eine Pandemie der Ungeimpften sei kritisch zu sehen, fuhr die Pflegerats-Präsidentin fort und ergänzte: "Wir sollten uns aber vor einer Debatte hüten, dass an Corona erkrankte, ungeimpfte Menschen weniger Pflege und ärztliche Zuwendung bekommen sollten, oder für die Kosten aufkommen müssten. Unsere Aufgabe ist es, Menschen zu pflegen - und nicht nach Schuld zu fragen. Das machen wir auch nicht bei Übergewichtigen oder Suchtkranken." Das sei eine Frage von Haltung und Ethos. Vogler: "Uns muss es doch als Gesellschaft gelingen, mit Überzeugungsarbeit noch mehr Menschen davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen."

Auch mit Blick auf die Ampel-Koalitionsverhandlungen mahnt Christine Vogler ein Umdenken an. "Wir führen viele Gespräche mit der Politik. Das gesamte Pflegesystem ist über viele Jahre hinweg marodiert. Die Pflegenden sind an der Schmerzgrenze der Belastung, wir haben in allen Kliniken und Pflegeeinrichtungen offene Stellen, und man muss leider festhalten: Wir haben derzeit sehr oft keine qualitativ gute Patienten- und Bewohnerversorgung mehr. Aber das traut sich eigentlich niemand offen zu sagen."

Die Gründe dafür, dass die Personal-Situation heute derart angespannt sei, seien bereits in der Vor-Coronazeit zu suchen, urteilt Christine Vogler: "Ignoranz und Versäumnisse der Verantwortlichen im Gesundheitswesen haben zu diesem Desaster geführt. Pflege gilt im System über weite Strecken als reiner Kostenfaktor, den man immer stärker abgebaut hat. Jetzt ist die Grenze erreicht, und wir bekommen die Quittung präsentiert. Wir müssen uns ehrlich machen: Der Pflegekarren steckt ganz schön tief im Dreck."

Christine Vogler betonte weiter, zu einem ehrlichen Umgang gehöre es, auch darüber zu reden, "warum es wichtig ist, in einer an sich wohlhabenden Gesellschaft, Pflegende anständig zu bezahlen. Wir müssen auch darüber reden, dass es natürlich bedeutet, dass wir Kliniken schließen. Oder dass wir große Tarifunterschiede im Land haben. Wenn wir ehrlicher damit umgehen und alle Beteiligten einbeziehen, dann glaube ich, finden wir auch Lösungen." Die Pflegerat-Präsidentin ergänzte: "Tatsächlich müssen wir gesellschaftlich diskutieren, wie wir Pflege bezahlen wollen. Das wird auch eine volkswirtschaftliche Herausforderung sein. Denn wenn wir keine Pflegenden mehr haben, wer wird dann die Pflegebedürftigen versorgen?"

Quelle: Heilbronner Stimme (ots)


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