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Kleine Mengen Alkohol in der Schwangerschaft sind unschädlich

Archivmeldung vom 01.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Laut einer Studie die in Großbritannien durchgeführt wurde, schaden kleine Mengen Alkohol in der Schwangerschaft die Entwicklung des Kindes nicht. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher vom University College in London bei der Untersuchung von 12.500 Dreijährigen.

Alkohol in der Schwangerschaft ist verpönt, weil er schwere Entwicklungs- und Verhaltensstörungen des Kindes verursachen kann. Da Mediziner nicht mit Sicherheit sagen können, ab welcher Alkoholmenge ein Risiko für das Baby beginnt, raten sie Schwangeren zu völliger Abstinenz.

Wissenschaftler vom University College in London wollen schwangeren Frauen allerdings durchaus etwas Alkohol zugestehen: Maximal zwei kleine Gläser Wein oder Bier pro Woche gefährden das Ungeborene ihrer Ansicht nach nicht. Die Forscher berufen sich dabei auf eine Studie mit 12 500 Dreijährigen. Diese zeigten keine Verhaltensauffälligkeiten, auch wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft gelegentlich ein Gläschen getrunken hatten.

Nur zwei Drittel der Frauen verzichteten auf Alkohol

Die Wissenschaftler befragten die Mütter nach ihren Trinkgewohnheiten während der Schwangerschaft, als die Babys neun Monate alt waren. 63 Prozent der Frauen hatten während der Schwangerschaft völlig auf Alkohol verzichtet. 29 Prozent hatten ab und zu Alkohol getrunken, sechs Prozent häufiger (bis zu sechs Gläser pro Woche). Zwei Prozent tranken auch während der Schwangerschaft viel (mehr als sieben Gläser pro Woche).

Als die Kinder drei Jahre alt waren, testeten die Forscher ihr Verhalten, ihrer Psyche und ihre Intelligenz. Dabei zeigte sich, dass die Kinder von Frauen, die gelegentlich Alkohol getrunken hatten, in allen Bereichen besser abschnitten als der Nachwuchs der Abstinenzlerinnen. Zwischen 30 und 40 Prozent lag ihr Risiko niedriger, Verhaltensstörungen oder Hyperaktivität zu entwickeln. Ihr Wortschatz war größer und sie erkannten mehr Farben, Formen, Buchstaben und Zahlen als die anderen Kinder.

Sozialer Hintergrund wichtiger als Alkoholmenge


Die Wissenschaftler führen dieses Ergebnis darauf zurück, dass Frauen, die von Zeit zu Zeit ein Glas Alkohol getrunken hatten, einen besseren sozialen Hintergrund haben als die Abstinenzlerinnen oder die Frauen, die viel tranken. Sie waren besser ausgebildet, verfügten über höheres Familieneinkommen und rauchten während der Schwangerschaft am seltensten.

Studienleiterin Yvonne Kelly sagt: „Geringe Mengen Alkohol während der Schwangerschaft gefährden ein Kind nicht. Das gute Abschneiden in den Tests geht allerdings auf den sozialen Hintergrund der Kinder zurück und nicht auf eine körperliche Wirkung des Alkohols, wie es etwa beim Herzschutz der Fall ist.“

Die Wissenschaftler wollen mit ihrem Studienergebnissen Schwangere nicht zum Trinken ermutigen. Die Ergebnisse stellen aber die derzeitige Empfehlung zu völligem Alkoholverzicht in Frage, sagen sie.

Kritiker fürchten allerdings, dass Aussagen, wie sie diese Studie trifft, von manchen Frauen als Freibrief für großzügigen Alkoholkonsum verstanden wird. Der britische Ärzteverband hält zumindest daran fest, dass Schwangere auf Alkohol verzichten sollten – und zwar komplett.

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