Intensivmediziner registrieren steigende Patienten-Zahlen auf Intensivstationen
Archivmeldung vom 08.10.2020
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Freigeschaltet durch André OttAngesichts steigender Corona-Neuinfektionen warnen Intensivmediziner vor Einschränkungen bei den Intensivbetten, insbesondere in den deutschen Großstädten.
"Im Moment ist die Situation auf den deutschen Intensivstationen nach den Daten des DIVI-Intensivregisters zwar noch entspannt, allerdings zeigen sich regional, insbesondere in den Großstädten, doch schon deutliche Einschränkungen in den Kapazitäten. Besonders in Berlin", sagte Professor Christian Karagiannidis, zukünftiger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DIIN) der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
Karagiannidis betonte, es habe in den vergangenen Tagen eine Zunahme der intensivstationären Aufnahmen von Covid-Patienten auf aktuell etwa 450 Patienten gegeben. "Das ist noch gut händelbar, allerdings zeigt sich von Tag zu Tag ein stetiger Zuwachs."
Stand Dienstag habe es noch insgesamt 8855 freie Intensivbetten gegeben. Der künftige DIIN-Präsident wies aber darauf hin, dass nur ein High-Care Intensivbett die Möglichkeit der vollumfänglichen Versorgung für Covid-Patienten biete.
Er betonte, dass sich Patienten darauf einstellen müssten, dass es möglicherweise zu Verlegungen in ortsfremde Kliniken kommen könne. "Ich bin mir sicher, dass die Intensivbettenkapazität in den nächsten Wochen ausreichend ist. Allerdings könnte es regional in einzelnen Kliniken zu Überlastungen kommen, die dann von Kliniken im Umland aufgefangen werden muss. Hier muss sich die Bevölkerung in den kommenden Monaten darauf einstellen, dass intensivpflichtige Patienten auch durchaus über längere Strecken innerhalb Deutschlands verlegt werden müssen."
Insgesamt sieht der Mediziner die deutschen Kliniken deutlich besser aufgestellt als während der ersten Corona-Welle im Frühjahr: "Weil mehr Routine eingekehrt ist und die Ärzte wissen, worauf sie achten müssen, etwa mit Blick auf die Gefahr von Thrombosen. Auch stehen uns mit den Medikamenten Remdesivir, Cortison und dem Rekonvaleszentenplasma neue Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die es zu Beginn so nicht gab."
Wichtig ist dem Intensivmediziner aber eines: "Wir können auf keinen Fall sagen, ob die Krankheit milder verläuft. " Es erkrankten derzeit sehr viel mehr jüngere Patienten als in der ersten Welle, phasenweise habe das Durchschnittsalter der Infizierten fast 20 Jahre unter dem Durchschnittsalter der Infizierten der ersten Welle gelegen."Junge Patienten erkranken an Covid-19 grundsätzlich weniger schwer - daher ist eine Aussage zur Schwere nicht möglich."
Quelle: Rheinische Post (ots)