Mutterliebe stärkt das Immunsystem
Archivmeldung vom 21.05.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie liebende Fürsorge durch Mutter oder Vater schützt ein Kind davor, dass sich Stress einer schwierigen Umgebung negativ auf die spätere Gesundheit auswirkt. Zu diesem Schluss kommen Molekularbiologen der University of California in Los Angeles in der Fachzeitschrift Molecular Psychiatry. "Scheinbar haben Eltern einen weit höheren Einfluss auf die Gesundheit ihrer Kinder als bisher angenommen wurde", berichtet Studienleiter Steven Cole.
Immer wieder zeigen Forschungen, dass
die enge, sichere Bindung eines Kleinkinds zu einer fixen Bezugsperson
eine zentrale Rolle für die Entwicklung hat. Sie macht etwa Probleme in
der Schwangerschaft wett,
schützt vor späteren Verhaltensauffälligkeiten
und bestimmt die emotionelle Entwicklung.
Nun wurde ermittelt, inwiefern sich die frühkindliche Bindung auf das
Immunsystem des Körpers auswirkt.
Nähe heilt Wunden auf Molekülebene
Eine aktuelle Studie zeigt, dass junge Frauen bei Missbrauch, Zurückweisung oder Gewalt in der Familie einen Überschuss an Entzündungsmarkern produzieren. Diese Marker sind Eiweiße, die Immunzellen beim Eindringen von Krankheitserregern den Arbeitsauftrag erteilen. Exzessiver Stress kann jedoch die Ausschalter-Gene für die Entzündungsmarker blockieren und somit zu einer chronischen Entzündung führen. Diese kommt etwa bei sozial schlechter gestellten Menschen nachweislich häufiger vor und trägt nicht zuletzt auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Depression und Krebs bei.
Nun konnten die Forscher ein ähnliches Phänomen bei 53 Erwachsenen
mit niedrigem sozioökonomischen Status feststellen. Diejenigen, die in
der Kindheit wenig Mutterliebe erfahren hatten, besaßen bei der
Blutuntersuchung weit mehr solcher Marker als Testpersonen, die seit dem
Kleinkindalter eine innige, warme Beziehung zur Mutter verband. "Gute
Elternschaft scheint somit die Gesundheitsrisiken schlechter sozialer
Umstände außer Kraft setzen zu können. Dieser Effekt dauert über
Jahrzehnte und zeigt sich sogar auf Ebene der Gene", so Studienleiter
Cole.
Erfahrung bestimmt Reaktion des Körpers
Die Wissenschaftler betonen, dass weder Gewalt in der Familie noch die Zurückweisung durch die Eltern einen Menschen automatisch krank machen. "Allerdings bestimmen alle frühen Erfahrungen die Reaktion des Körpers auf Stress mit", so Cole. Die Forscher wollen nun eine Checkliste erstellen, die neben der Kindeserziehung auch noch weitere Risikofaktoren für Entzündungsreaktion des Körpers aufzeigt. Diese könnte in Zukunft bei der ärztlichen Behandlung berücksichtigt werden.
Quelle: pressetext.austria Johannes Pernsteiner