hkk-Datenanalyse: Pandemie bremst die Sprachentwicklung von Kindern
Archivmeldung vom 28.04.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićKinder leiden seit der Pandemie stärker unter Sprachentwicklungsstörungen als davor. Das zeigt eine aktuelle Datenanalyse von 116.000 bei der hkk Krankenkasse versicherten Kindern und Jugendlichen aus dem Jahr 2021.
Kindergartenkinder am häufigsten betroffen
5,5 Prozent aller Kinder und Jugendlichen litten 2021 an einer Sprachentwicklungsstörung. Vor der Pandemie waren es laut hkk-Datenanalyse aus dem Jahr 2018 nur 4,9 Prozent. Die aktuellen Daten zeigen: Kindergartenkinder sind besonders betroffen. Bei rund 13 Prozent aller Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren wurde im Jahr 2021 eine Sprachentwicklungsstörung diagnostiziert. Dieses Problem hat im Verlauf der Pandemie deutlich zugenommen: Im Vergleich zu 2018 wurde Kindergartenkindern deutlich häufiger eine entsprechende Diagnose attestiert (+ 9 Prozent). Dabei wurden 14 Prozent mehr Verordnungen für logopädische Behandlungen abgerechnet.
Mehr logopädische Behandlungen
"Dieser Anstieg ist ernst zu nehmen", sagt hkk-Gesundheitsexperte Dr. Wolfgang Ritter. Entwicklungsstörungen der Sprache ziehen oft tiefgreifende Folgen nach sich, wie Schwierigkeiten beim Lesen und bei der Rechtschreibung, aber auch im sozialen Miteinander. "Wichtig ist, dass Sprachentwicklungsstörungen früh ärztlich diagnostiziert und möglichst schon vor dem Schulstart logopädisch behandelt werden", so Ritter.
Das Elternhaus und Kindertageseinrichtungen sind elementar wichtige Orte für die Sprachentwicklung. Denn auch die beste Sprachtherapie kann eine Förderung daheim und in Kitas sowie Kindergärten nicht ersetzen. "Vielen Kindern fehlte während deren Schließung das sogenannte 'Sprachbad', in dem sie gefördert und gefordert werden und ihre Sprachfähigkeiten spielerisch weiterentwickeln können," sagt Petra Jäger, Beraterin von 15 Kitas in Bremen, die von einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern mit besonderem sprachlichem Förderbedarf besucht werden. "Das wurde insbesondere bei Kindern deutlich, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Wir konnten zudem beobachten, dass Kinder nach den Ferien eine Sprache führten, die offensichtlich von Comics, Fernsehen und YouTube-Videos beeinflusst wurde. Das lässt auf einen erhöhten Medienkonsum schließen."
Was Eltern zur Sprachentwicklung beitragen können
Petra Jäger betont, dass Eltern einen wichtigen Beitrag zur Sprachentwicklung ihrer Kinder - gerade auch im Vorschulalter - leisten können: "Schauen Sie Ihr Kind an, wenn Sie mit ihm sprechen. Lassen Sie es aussprechen und hören Sie aufmerksam zu. Kinder brauchen Zeit und die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Vorlesen, Gesellschaftsspiele Spielen und vor allem das Sprechen mit Kindern - gerne zum Beispiel auch über deren Lieblingsserie im Fernsehen - wirken sich positiv auf die Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten aus."
Quelle: hkk Krankenkasse (ots)