Transport-Eiweiss versteckt sich in den Zellen
Archivmeldung vom 15.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWissenschaftler der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg haben entdeckt, dass die Aufnahme von Nahrungsfetten im Darm völlig anders funktioniert, als bisher angenommen und in Lehrbüchern verbreitet wurde.
Ein für die Fettaufnahme entscheidendes Protein, das "Fatty Acid Transport
Protein 4" (FATP4), befindet sich nicht auf der Oberfläche der
Darmschleimhautzellen und kann deshalb auch keine Fettsäuren ins Zellinnere
transportieren. FATP4 befindet sich vielmehr in den Zellen und sorgt als Enzym
dafür, dass die Fettsäuren für eine Weitergabe an den Blutkreislauf aufbereitet
werden.
Die bahnbrechende Arbeit der Heidelberger Wissenschaftler aus der
Abteilung Gastroenterologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg
(Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Wolfgang Stremmel) hat maßgeblichen Einfluss
auf die Entwicklung neuer Behandlungskonzepte, bei denen eine übermäßige
Aufnahme von Nahrungsfetten verhindert werden soll, etwa bei Fettsucht und
Diabetes. Die Ergebnisse sind jetzt online in der renommierten Zeitschrift
"Journal of Cell Science" veröffentlicht worden.
"Nach den Ergebnissen
unserer Arbeit müssen nun die Lehrbücher umgeschrieben werden", erklärt
Privatdozent Dr. Joachim Füllekrug, der die Arbeitsgruppe Molekulare
Zellbiologie in der Heidelberger Klinik leitet. Dass sich das FATP4
Transportprotein auf der Oberfläche der Zelle befindet, hatte 1999 eine
amerikanische Arbeitsgruppe in der Zeitschrift "Molecular Cell" veröffentlicht.
Hochauflösende Mikroskopie lieferte den Beweis
Wissenschaftliche
Neugier, wie der molekulare Mechanismus der Fettsäureaufnahme im Darm
funktioniert, war der Ausgangspunkt der Heidelberger Arbeiten. Die
entscheidenden Hinweise für die Funktion des FATP4 Proteins lieferten
hochauflösende mikroskopische Aufnahmen, mit denen die Wissenschaftler die
Fettaufnahme von einzelnen Zellen untersuchen konnten. Wesentliche Beiträge zu
diesem überraschenden Ergebnis leistete die Nachwuchswissenschaftlerin Katrin
Milger im Rahmen ihrer medizinischen Dissertation.
Die Heidelberger Wissenschaftler untersuchten zwar überwiegend FATP im Darm, gehen aber davon aus, dass sich die Proteine auch in anderen Organen und Gewebe wie der Leber und dem Fettgewebe innerhalb der Zellen und nicht auf ihrer Oberfläche befinden. "Dies bedeutet, dass hier ein Umdenken einsetzen muss. Der Fettgehalt im Blut wird also anders beeinflusst, als man sich bislang vorgestellt hat," sagt Dr. Füllekrug. Auch diese Erkenntnis aus der Grundlagenforschung hat weitreichende Folgen für die Entwicklung von neuen Medikamenten.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.