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Druck machen - Leben retten: Notärzte sehen Chance für mehr Überlebende

Archivmeldung vom 20.06.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.06.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: "obs/ASB-Bundesverband/ASB-Infografik"
Bild: "obs/ASB-Bundesverband/ASB-Infografik"

Leben retten ist einfacher als man denkt und nicht lediglich eine Aufgabe von professionellen Rettern. Jährlich sterben bundesweit 70.000 bis 100.000 Menschen infolge eines plötzlichen Herztodes. Damit ist der Herztod die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Dies trifft keineswegs ausschließlich ältere Menschen am Lebensende, sondern zunehmend auch junge Menschen. Beim plötzlichen Kreislaufstillstand entscheiden Minuten über Leben und Tod. Doch nur bei 37 Prozent der Stillstände wird vor Eintreffen des Notarztes von den unmittelbaren Zeugen eine Hilfe geleistet. Die dafür erforderlichen Reanimationsmaßnahmen erfordern keine besonderen Vorkenntnisse, sondern können nach Einweisung von jedem Bürger erfolgreich durchgeführt werden.

"Ein Abwarten auf den Rettungsdienst und den Notarzt vergibt mögliche Chancen für ein Überleben. Gerade die ersten Minuten sind entscheidend", bestätigt auch Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Selbst mit dem hervorragenden Notarzt- und Rettungsdienst, wie er in unserem Land existiert, erreichen die Retter den Patienten erst nach acht bis zwölf Minuten. Mit jeder Minute ohne Wiederbelebungsmaßnahmen sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent.

Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass bei Beginn der Reanimation durch die unmittelbaren Notfallzeugen sich die Überlebensquoten, die hierzulande lediglich sieben bis elf Prozent betragen, deutlich steigern ließen. Beim sofortigen Beginn mit Herzdruckmassage treten bei 70 Prozent der Überlebenden keine Gehirnschäden auf, was sich durch das Deutsche Reanimationsregister nachweisen lässt. Das kann und darf so nicht bleiben, meint der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte (agbn) Professor Peter Sefrin und appelliert: "Drücken bis der (Not-)Arzt kommt" - mit dieser Devise lassen sich nach aktuellen Schätzungen Tausende Leben retten.

Als Grund für einen unterlassenen Beginn der Reanimation wird häufig die Angst, etwas falsch zu machen genannt. Dem kann heute auch durch die Anleitung durch den Disponenten der Leitstelle, bei der der Notruf 112 aufläuft, begegnet werden. Er wird dem Anrufer die nötige Hilfestellung im Rahmen einer Telefonreanimation anbieten. Möglichen "Ekelgefühlen", z. B. bei der Atemspende, kann dadurch begegnet werden, dass in der Frühphase nur die Herzdruckmassage kontinuierlich durchgeführt wird. Helfer, die trainiert, in der Lage und bereit sind zu beatmen, sollen Herzdruckmassage und Atemspenden durchführen.

Wiederbeleben kann jeder lernen, selbst Kinder und Jugendliche sind dazu in der Lage. Selbst wenn man noch keinen Kurs gemacht hat, haben Studien gezeigt, dass in 80 Prozent der Fälle eine wirksame Herzkompression erreicht werden kann. Juristische Konsequenzen - außer wenn man nichts tut - sind nicht zu befürchten. Die Notärzte Bayerns sind überzeugt, dass eine Steigerung der Interventionsbereitschaft der bayerischen Bevölkerung möglich sei. Alle Hilfsorganisationen bieten bayernweit entsprechende Ausbildungen an.

"Entsprechende Kurse sollten ebenso an Schulen, am Arbeitsplatz oder auch in Vereinen angeboten und genutzt werden, um Wiederbelebungsmaßnahmen zu erlernen und die Scheu vor dem Helfen zu nehmen", ist Kaplan sicher. Zu bedenken ist dabei, dass die Notwendigkeit eine Reanimation durchführen zu müssen, in 73 Prozent bei den eigenen Angehörigen besteht und nicht bei Fremden. Die Notärzte der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte (agbn) setzen deshalb auf das Motto "Bayern drückt sich nicht - Bayern drückt".

Quelle: Bayerische Landesärztekammer (ots)

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