Grauduszus: Zweiklassen-Medizin auch bei Bürgerversicherung
Archivmeldung vom 12.06.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Präsident der Freien Ärzteschaft, Martin Grauduszus, sieht auch nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Basistarif-Pflicht für Krankenversicherungen die Zweiklassen-Medizin auf dem Vormarsch.
In der PHOENIX-Runde sagte Grauduszus am Mittwochabend: "Da müssen wir aus Patienten- und Ärztesicht feststellen, dass sich das noch verfestigen wird. Denn durch die Gesundheitsreform haben wir jetzt auch eine Zweiklassen-Medizin in der gesetzlichen Krankenversicherung." Die gesetzlichen Krankenkassen dürften inzwischen auch Zusatzversicherungen anbieten. "Was tun denn die gesetzlich Versicherten, die sich diese Zusatzversicherung nicht leisten können?" Außerdem warnte Grauduszus in der PHOENIX-Sendung, dass weder die Bürgerversicherung noch eine Kopfpauschale oder ein privates Versicherungssystem die Finanzierungsprobleme des Gesundheitssystems lösen könnten. "Das ist eine Alibi-Veranstaltung: Es wird hier gestritten, aber wir kriegen die Finanzierung durch keines dieser Modelle hin, und wir werden in eine Versorgung kommen, die eine massive Zweiklassen-Behandlung bringen wird." Deutschland werde Verhältnisse bekommen wie in Amerika oder England. "Die Basisversorgung wird ausgenommen schlecht werden", so der Verbandschef. Dagegen forderte ebenfalls in der PHOENIX Runde die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen, Doris Pfeiffer, die Lage in Deutschland nicht schlecht zu reden. Die medizinische Versorgung in Deutschland sei "absolut ausreichend". Weite Teile der Bevölkerung seien unabhängig von ihrem Einkommen gut abgesichert. "Wir haben in anderen Ländern Wartelisten für lebensnotwendige Behandlungen, das haben wir in Deutschland nicht, und da sollte man sich doch noch einmal klar machen, was wir hier haben."
Quelle: PHOENIX