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Breite bayerische Front gegen das Pflegeberufereformgesetz - Warnung vor Verschärfung des Pflegekräftemangels durch neue Ausbildung

Archivmeldung vom 16.06.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.06.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de

Mit einem gemeinsamen Appell insbesondere an Bayerns Pflegeministerin Melanie Huml warnen private Pflegeheime und Dienste, die Altenheime des Caritasverbandes der Erzdiözese München und Freising e.V., die Referatsleitung Seniorenpflege der AWO München, der Geschäftsführer der Inneren Mission München sowie die gemeinnützige Münchener Stadttochter "MÜNCHENSTIFT" vor einer Verschärfung des Fachkräftemangels in der Altenpflege.

"Bund und Länder bringen aktuell eine Reform der Pflegeausbildungen im Eiltempo durch Bundestag und Bundesrat, deren Details sie selber nicht kennen", kritisiert der bayerische Landesvorsitzende des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) Kai A. Kasri. "Der Schaden, den die deutliche Einschränkung der bewährten Altenpflegeausbildung anrichten wird, ist aber deutlich absehbar."

Nach den Plänen der Bundesregierung sollen Altenpflege-, Kranken- und Kinderkrankenpflegefachkräfte künftig überwiegend zusammengelegt werden. Der bisherige Beruf Altenpflege wird abgeschafft, die Generalistik die Regelausbildung und in Ausnahmefällen soll auch noch die Altenpflege gewählt werden können. "Das Gesetz soll verabschiedet werden, obwohl die Inhalte der künftigen Ausbildungsgänge nicht feststehen", zeigt sich der Geschäftsführer der MÜNCHENSTIFT GmbH Siegfried Benker besorgt. "Damit können wir nicht absehen, mit welchem Kenntnisstand unsere Auszubildenden später in den Altenpflegeeinrichtungen ankommen."

Wer drei Berufe in einer Ausbildung lernen müsse, könne sein späteres Arbeitsfeld nicht richtig kennenlernen. "Die Spezialisten für die Pflege älterer Menschen, die wir in großer Zahl brauchen, werden wir nicht mehr bekommen", warnt Benker.

Die Zahl der Absolventen, die der Altenpflege in Bayern künftig als neue Fachkräfte zur Verfügung stehen werden, werde damit sogar sinken, ist die bpa-Landesbeauftragte Ilona Taylor sicher. "Die Altenpflege war immer ein wichtiges Arbeitsfeld auch für Hauptschüler oder Umschüler und Quereinsteiger und hat von diesen motivierten Fachkräften sehr profitiert. Wer viele Jahre nicht auf der Schulbank gesessen hat oder einen erweiterten Hauptschulabschluss hat, wird sich aber in Zukunft nicht in eine hochkomplexe generalistische Pflegeausbildung wagen."

Das Pflegeberufereformgesetz werde in seiner jetzigen Form den Fachkräftemangel noch verschlimmern, sind sich bpa und Münchenstift einig. Die Bayerische Landesregierung dürfte dem Gesetz nicht zustimmen, bevor alle Inhalte und Risiken bekannt sind.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) bildet mit mehr als 10.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen (davon über 1.100 in Bayern) die größte Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund 305.000 Arbeitsplätze und circa 23.000 Ausbildungsplätze (siehe www.youngpropflege.de oder auch www.facebook.com/Youngpropflege). Das investierte Kapital liegt bei etwa 24,2 Milliarden Euro.

Quelle: bpa - Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (ots)

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