Schlafforscher: Starke Unterschiede bei individuellem Schlafbedürfnis
Archivmeldung vom 05.09.2019
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Freigeschaltet durch André OttDer Schlafforscher von der Universität Tübingen, Albrecht Vorster, ist der Ansicht, dass sich das individuelle Schlafbedürfnis so stark unterscheidet, sodass man dafür keine allgemeine Regel aufstellen könne.
"Schlaf ist verteilt wie die Körpergröße. Manche brauchen ein großes T-Shirt in XXL, andere brauchen ein ganz kleines, und die meisten kommen mit M oder L aus", sagte Vorster dem Radiosender "HR-Info".
Die richtige Menge Schlaf könne jeder selbst am besten im Urlaub ermitteln. Dass Menschen bei Vollmond schlechter schlafen, scheine "nicht zu stimmen", so der Schlafforscher weiter.
Eine andere volkstümliche Schlafregel findet er hingegen so überzeugend, dass er sie selbst fast täglich praktiziere: den Büroschlaf. "Ich mache meistens 15 Minuten Power Nap. Das ist nach Studien das Beste. Danach fühle ich mich einfach wieder fit und kann richtig durchstarten", sagte Vorster. Auf die viel diskutierte Frage, ob das eingeschaltete Handy auf dem Nachttisch den Schlaf negativ beeinflusse, gebe die Wissenschaft keine eindeutige Antwort. Es sei jedoch gut, Handy und Fernseher eine Stunde vor dem Schlafengehen auszuschalten, so der Wissenschaftler weiter.
Zudem empfiehlt er Folgendes: "Wir machen einen Termin mit uns selbst und schreiben am Küchentisch auf ein Blatt Papier, was uns gerade umtreibt. Das beschert einem ein sorgenfreies Einschlafen", sagte Vorster. Der Wissenschaftler stieß bei der Recherche auch auf alarmierende wissenschaftliche Erkenntnisse: "Wenn wir 30 Jahre Schichtarbeiten, dann raubt uns das acht Jahre Lebenszeit. Das ist ein ziemlich krasser Deal, und die Leute werden darüber nicht vorher aufgeklärt", sagte er.
Als Wissenschaftler sehe er sich in der Pflicht, die Gesellschaft gleichsam wachzurütteln: "Ist es moralisch vertretbar - nur damit Maschinen ausgelastet sind -, andere Menschen ihrer Lebenszeit und ihrer Lebensfreude zu berauben?", so der Schlafforscher. Menschen, die Schicht arbeiten, seien dadurch oft gesellschaftlich isoliert, ihre innere Uhr "auf den Kopf gestellt, und das führt dazu, dass sie depressiv werden", sagte Vorster dem Radiosender "HR-Info". Er plädiere daher für strenge Regeln zum Schutz von Schichtarbeitenden. Kein Mensch sollte im ganzen Arbeitsleben mehr als sieben Jahre Schicht arbeiten, denn dann fingen die schweren Gesundheitsprobleme an, so der Wissenschaftler weiter.
Quelle: dts Nachrichtenagentur