Experte der Oberberg Kliniken über Vergesslichkeit im Alter: Depression oder Demenz?
Archivmeldung vom 21.08.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithWerden Menschen in höherem Alter vergesslich, vermuten sie häufig die Erkrankung Demenz. Doch Erinnerungslücken oder Gedächtnisverlust können auch bei psychischen Störungen wie einer Depression vorkommen. Die richtige Diagnose der Erkrankungen ist u. a. wichtig, damit die jeweils passende Behandlung eingeleitet werden kann. Prof. Dr. med. Christian Lange-Asschenfeldt, Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Düsseldorf Kaarst und Experte für den Bereich Alterspsychiatrie, informiert über Ähnlichkeiten und Unterschiede von Depression im Alter und Demenz.
Wenn das Erinnern plötzlich schwerfällt
"Vergesslichkeit, Reizbarkeit und Schlafstörungen sowie Erschöpfung und Interesselosigkeit bis hin zu Apathie sind einige typische Merkmale einer Demenzerkrankung. Doch die Symptome können ebenfalls Anzeichen einer Depression sein", weiß Prof. Christian Lange-Asschenfeldt. Beide Erkrankungen können deshalb - insbesondere bei Menschen in höherem Alter - leicht verwechselt werden. Mit zunehmendem Alter steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, auch das Risiko für eine Depression erhöht sich. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel Erkrankungen wie ein Schlaganfall oder einschneidende Lebensereignisse wie der Tod der Partnerin oder des Partners.
"Pseudodement" oder "dement"?
Neben den vielen Gemeinsamkeiten beider Erkrankungen gibt es auch signifikante Unterschiede. So können depressive Menschen zwar auch mit Vergesslichkeit zu tun haben, bei ihnen besteht jedoch keine Desorientierung und Verwirrtheit wie bei einer dementen Person. Bei dieser ist zunächst das Kurzzeitgedächtnis, später dann das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt - Informationen werden schlechter gespeichert und immer langsamer abgerufen, was Betroffene nicht selten versuchen zu überspielen. So werden Gedächtnislücken häufig mit falschen Erinnerungen gefüllt. Wie ähnlich sich jedoch die beiden Erkrankungen in Bezug auf das Symptom "Vergesslichkeit" sind, macht der Begriff "Pseudodemenz" deutlich, der dieses Symptom u. a. bei depressiven Menschen beschreibt.
Im Unterschied zu einer dementen Person leiden depressive Menschen üblicherweise ebenfalls nicht an Sprach- und Bewegungsstörungen oder Sinnestäuschungen. Außerdem ist ihre Erkrankung bei richtiger Therapie reversibel, eine Demenzerkrankung bisher nicht.
Rechtzeitige Diagnose steigert Lebensqualität
"Auch wenn eine Demenzerkrankung nicht heilbar ist, so kann der Krankheitsverlauf deutlich verzögert werden, wenn mit der Therapie rechtzeitig begonnen wird. Bei entsprechendem Verdacht sollte deshalb frühzeitig eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden, um die Symptome abklären und einordnen zu lassen. Da eine Depression im höheren Lebensalter außerdem das Demenzerkrankungsrisiko stark erhöht, ist eine frühzeitige Diagnose sehr wichtig", rät der Experte.
Berücksichtigt werden muss hier auch, dass Menschen, die kognitive Beeinträchtigungen bemerken, sich häufig zurückziehen. Fatal sowohl für depressive Menschen, da soziale Isolation ihre Symptomatik verschlechtert, als auch für demente Menschen, da ihre kognitiven Funktionen bei wenig Input durch soziale Kontakte stärker abnehmen.
Nicht zuletzt können beide Erkrankungen - Depression und Demenz - auch parallel in Erscheinung treten und sich gegenseitig beeinflussen. So leiden Menschen mit Demenz häufig ebenfalls an einer Depression, was ihren Leidensdruck erhöht und ihre Lebensqualität zusätzlich einschränkt.
Expertinnen und Experten der Oberberg Fachklinik Düsseldorf Kaarst sind versiert in der Diagnosestellung beider Erkrankungen und u. a. spezialisiert auf Gerontopsychiatrie, ein Teilbereich der Psychiatrie, der sich im Speziellen mit Menschen in höherem Alter beschäftigt.
Quelle: Oberberg Kliniken (ots)