Virologe Dittmer warnt vor Überlastung von Intensivstationen
Archivmeldung vom 07.09.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.09.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Direktor der Virologie am Uniklinikum Essen, Ulf Dittmer, warnt angesichts steigender Inzidenzzahlen bei Ungeimpften vor einer Überlastung der Intensivstationen. "Wir machen uns langsam das Gesundheitssystem kaputt", sagte er der "Rheinischen Post".
Die Kräfte in den Intensivstationen kämen angesichts der steigenden Fallzahlen wieder an ihre Grenze. Seit anderthalb Jahren seien die Pfleger diesem Stress ausgesetzt. "Viele Kräfte bitten bereits um die Versetzung in andere Stationen", sagte Dittmer. In der Uniklinik Essen liegt die Zahl der Kranken mit schweren Symptomen bei 23. Davon sind 20 ungeimpft, der jüngste Patient ist gerade einmal 20 Jahre alt.
Die geimpften Covid-Patienten im Krankenhaus sind laut Dittmer fast ausschließlich Menschen, deren Immunsystem etwa durch eine Organtransplantation oder wegen Blutkrebs ohnehin stark geschwächt sind. Schon jetzt gebe es in Nordrhein-Westfalen keinen freien Platz mehr für die Behandlung mit einer Herz-Lungen-Maschine (Ecmo). "Hier müssen wir bereits auswählen, welchen Patienten wir an das Gerät anschließen", sagte er. Die momentan sinkenden Inzidenzzahlen in NRW erklärt sich Dittmer mit der schon bestehenden Impfquote von 61,4 Prozent sowie der hohen Zahl der Genesenen. "Das könnte ein Grund sein, weswegen die Neuinfektionszahlen in NRW stagnieren oder leicht sinken." Sollten die Behörden und die Politik nur für Geimpfte und Genesene die alten Rechte der Freizügigkeit wiederherstellen, dürfte die Zahl der wöchentlichen Neufälle pro 100.000 Einwohner aber kaum die Größe von 100 im Herbst überschreiten, sagte Dittmer.
Quelle: dts Nachrichtenagentur