Epidemiologe: Tage nach Ostern sind schuld am höheren R-Wert
Archivmeldung vom 11.05.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Anstieg der sogenannten Reproduktionszahl R beim Coronavirus liegt laut dem Epidemiologen Timo Ulrichs an den Tagen nach Ostern. Der höhere R-Wert sei noch nicht auf die jüngst beschlossenen Lockerungen aus der vergangenen Woche zurückzuführen, sagte Ulrichs zum Nachrichtenportal Watson.
Ulrichs weiter: "Aber durchaus auf die Tage direkt im Anschluss an das Osterwochenende. Und möglicherweise auch auf größere Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen." Am Wochenende hatte die Reproduktionszahl erstmals seit Längerem in Deutschland die Grenze von 1 überschritten. Am Samstag meldete das Robert-Koch-Institut einen R-Wert von 1,1, am Sonntag fiel er mit 1,13 noch etwas höher aus. Daraus könne man nicht ableiten, dass die Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Deutschland vergangenen Montag zu früh erfolgt seien, so der Epidemiologe.
Es sei überhaupt noch zu früh, sich wegen des Anstiegs von R Sorgen zu machen. Er warnte davor, zu frühe Schlüsse zu ziehen. Erst, wenn der Trend bei Reproduktionszahl und Neuinfektionszahlen dauerhaft nach oben gehe, sei das angebracht, sagte Ulrichs dem Portal.
"Wenn wir längerfristig, etwa eine Woche lang, einen Trend zur Zunahme sehen, sollten wir uns ernsthaft Gedanken machen, ob die Lockerungen nicht doch verfrüht waren oder die Disziplin entscheidend nachgelassen hat."
Die epidemiologischen Auswirkungen der Lockerungen werde man erst zwei bis drei Wochen nach deren Beginn sehen. "In dieser Zeit hoffen wir, dass die Zahlen im Rahmen bleiben und keine Trendumkehr erfolgt." Zudem rät Ulrichs, R richtig einzuordnen. Der Wert sei nicht als einziger ausschlaggebend. "R sollte nicht alleine betrachtet werden, sondern immer zusammen mit den Neuinfektionszahlen, den Behandlungspflichtigen sowie den an Covid-19 Verstorbenen." Zum Hintergrund der höheren R-Werte merkte der Epidemiologe außerdem an, dass die Zunahme relativ zu verstehen sei. "Erfreulicherweise nehmen die Neuinfektionszahlen weiterhin ab", so Ulrichs. "Diese niedrigen Zahlen erhöhen die Schwankungsbreite bei der Berechnung der Reproduktionszahl."
Quelle: dts Nachrichtenagentur