Regenerative Medizin wird Markt für Therapien radikal ändern
Archivmeldung vom 02.10.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRegenerative Behandlungsmethoden wie Stammzell- oder Gentherapie versprechen die vollständige Heilung von Krankheiten, die mit Arzneimitteln bisher nur behandelt werden konnten. Für die Gesundheitsbranche bedeutet das einen radikalen Wandel: Bisher basiert das Geschäftsmodell der Pharmaindustrie auf der oft jahrelangen medikamentösen Behandlung unheilbarer Erkrankungen. Dagegen werden regenerative Behandlungsmethoden zum größten Teil von Kliniken und Spezialanbietern entwickelt. Obwohl der Markt für die neuen Therapien rasant wächst - von 2020 bis 2025 voraussichtlich um 33 Prozent jährlich -, ist die Pharmaindustrie bisher wenig daran beteiligt und läuft so Gefahr, auf diesem wichtigen Markt den Anschluss zu verpassen.
Regenerative Medizin verspricht neue therapeutische Möglichkeiten für Krankheiten wie Krebs, genetische Anomalien oder Autoimmunerkrankungen. So erlaubt es etwa die Stammzelltherapie, geschädigtes Körpergewebe zu erneuern, bis hin zum Ersatz gesamter Organe. Damit verschiebt sich der Fokus: von der Behandlung hin zur Heilung bestimmter Krankheiten. Ein Segen für die betroffenen Patienten, die bisher oft viele Jahre lang Medikamente einnehmen müssen. Dementsprechend wird der Markt für regenerative Medizin rapide wachsen: Derzeit hat er weltweit ein Volumen von 20 Milliarden Euro; 2025 werden es voraussichtlich 130 Milliarden Euro sein, so die neue Studie "Regenerative medicine - The next generation of therapeutic products is set to shake up the pharmaceutical world" von Roland Berger.
"Die regenerative Medizin hat das Potenzial, die Gesundheitsbranche stark verändern", stellt Roland Berger-Partner Thilo Kaltenbach fest. "Das betrifft alle Beteiligten: Krankenversicherungen, Kliniken und auch die Pharmaindustrie. Etabliert sich die regenerative Medizin in den kommenden Jahren, wird sie vor allem den Arzneimittelmarkt verändern."
Big Pharma spielt bisher untergeordnete Rolle
Internationale Pharmakonzerne engagieren sich bislang nur wenig im Feld der regenerativen Medizin: Über 80 Prozent der Stammzell- und Gentherapien, die derzeit klinisch getestet werden, sind in der Hand von Biotech-Firmen. "Pharmaunternehmen riskieren damit nicht nur, Erträge an die neuen Therapien zu verlieren, sondern auch, auf dem neuen Geschäftsfeld gar nicht dabei zu sein", warnt Kaltenbach. Er rät der Pharmaindustrie daher sich neu aufzustellen: "Das heutige Big Pharma-Geschäftsmodell mit seinen großindustriell ausgelegten Produktions- und Wertschöpfungsketten passt nicht zu den neuen Therapien."
In der Tat werden regenerative Behandlungsmethoden für den einzelnen Patienten maßgeschneidert und müssen vor Ort in der Klinik angewendet werden. Damit bleibt auch ein großer Teil der Wertschöpfung dort, bei den behandelnden Ärzten, den zuliefernden Labors und anderen Beteiligten. Diese Entwicklung zwingt daher die Pharmaindustrie, ihre gesamte Organisation unter die Lupe nehmen. Unternehmen sollten verstärkt auf Innovation setzen und den Entwicklungsprozess vieler Lösungen bis zur Marktreife beschleunigen.
"Die Pharmaindustrie sollte im Bereich der regenerativen Arzneimittel Partnerschaften mit Biotech-Firmen und klinischen Forschungsgruppen eingehen", rät Roland Berger-Partner Kaltenbach. Und sie sollte ihre Infrastruktur überdenken: "Für die regenerative Medizin ist es wichtig, dass Produktion und Anwendung eng zusammenarbeiten - auch räumliche Nähe ist daher wichtig."
Die vollständige Studie können Sie herunterladen unter: www.rolandberger.com/de/press
Quelle: Roland Berger (ots)