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Wissenschaftler: Vitaminpillen sorgen offenbar für "mehrere tausend Todesfälle pro Jahr"

Archivmeldung vom 16.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Dieter Schütz  / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Der Schweizer Medizinprofessor Peter Jüni schätzt, dass der Konsum von Vitaminpräparaten in Deutschland "für mehrere tausend Todesfälle pro Jahr" verantwortlich sein könnte. Das berichtet das Hamburger Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" in seiner neuen Ausgabe. Jünis Hochrechnung bezieht sich auf die systematische Auswertung zahlreicher Studien, in denen Vitaminpräparate im Vergleich zu Placebos getestet wurden.

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin rät gesunden Menschen, die keinen erhöhten Bedarf haben, klar davon ab, Vitaminpräparate zu schlucken. "Die ursprüngliche Annahme, dass die antioxidative Wirkung der Vitamine vor Krebs schütze, hat sich als haltlos herausgestellt", erklärt Diana Rubin, Leiterin der Abteilung Ernährungsrisiken beim BfR.

Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Karl Lauterbach, hält die Risiken für die Bevölkerung mittlerweile für erheblich. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung müsse viel deutlicher als bisher vor den Vitaminpillen warnen, fordert Lauterbach. "Das Nichtwissen bei Ärzten und Apothekern über die Präparate schockiert mich immer wieder. Die Ergebnisse aus der Wissenschaft kommen oft erst mit jahrelanger Verspätung in der Praxis an." Lauterbach erinnert daran, dass Gesundheitsminister Daniel Bahr angekündigt habe, sich als Vorsorgeminister zu profilieren. "Wenn Herr Bahr das ernst meint, sollte er zumindest vor Präparaten warnen, die gefährlich sind", fordert Lauterbach. "Der Gesundheitsminister sollte nicht mit Rücksicht auf eine kleine Lobbygruppe, die der FDP nahesteht, der Bevölkerung Risiken zumuten, die vermeidbar wären", erklärt der Gesundheitsexperte der SPD.

Der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Jürgen Windeler, fordert die Behörden gar zum Handeln auf: "Das Schadenspotential bei langfristiger Einnahme kann man nicht mehr ignorieren. Ich wäre für ein Zulassungs - verfahren oder zumindest für ausdrückliche Warnhinweise, damit Patienten wissen, auf was sie sich bei Vitaminpillen einlassen."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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