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Selbsthilfe: Mehr Zwänge, Phobien und Depressionen Lockdown-Nachwirkung, Zukunftssorgen, Inflationsängste

Archivmeldung vom 21.09.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.09.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Panik, Paranoia, Angststöhrung, Psychose (Symbolbild)
Panik, Paranoia, Angststöhrung, Psychose (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /SB

"Fortdauernde Verhaltensauffälligkeiten beobachten wir gerade bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen", fasst der Leiter der bundesweit beratenden Selbsthilfeinitiative Zwänge, Phobien und Depressionen, Dennis Riehle, die offenkundigen Nachwirkungen der Lockdown-Politik während der Corona-Pandemie zusammen: "Waren bei vielen Betroffenen entsprechende Symptome nur von vorübergehender Natur, wird nun sehr deutlich, dass Schule zuhause, Home-Office und soziale Isolation bei einer beträchtlichen Zahl von Menschen zu massiven Reaktionen der Seele geführt haben."

Riehle weiter: "Wir erhalten täglich Anfragen von Eltern oder anderen Angehörigen aufgrund in der Epidemie hervorgetretenen Problemen, insbesondere neurotische und affektive Störungen".

Besorgniserregend sei laut Riehle, dass sich die Symptomatik nicht selten manifestiert und bereits chronifiziert hat: "Ritualhaftes Händewaschen, Putzzwänge, Furcht vor dem Verlassen des Hauses oder anhaltende Niedergeschlagenheit mit Zukunftssorgen und Zeichen der Überforderung - das sind die häufigsten Erscheinungen einer seelischen Antwort auf die lange bestehenden Einschränkungen im Alltagsleben der Bevölkerung. Wir reagieren darauf mit stereotypem Handeln oder Denken und versuchen, neue Stabilität und Halt zu schaffen. Verlässlichkeit und Normalität haben in der Covid-19-Krise nämlich sehr gelitten", erklärt Riehle. Solche Mechanismen des Schutzes und der Abschirmung lenkten von dem Umstand ab, dass Liebgewonnenes plötzlich weggebrochen sei und vertraute Alltagsstrukturen nicht mehr greifen: "Wir sind Gewohnheitstiere und haben Schwierigkeiten, uns plötzlich neu anzupassen".

Deshalb reagierten viele Menschen auch im Blick auf Teuerung, Klimawandel und Zukunft ebenso: "Wir sind heute träger denn je, was die Fähigkeit zur Annahme neuer und ungewohnter Situationen angeht. Gleichzeitig können wir kaum noch eine Minute entspannen, stattdessen muss dauernd Aktion herrschen. Und: Verzicht zu üben, das scheint eine Zumutung, weil wir in unserer Überflussgesellschaft gewohnt sind, grenzenlose Freiheiten ausüben zu können. Wir haben es dabei verlernt, Leidensfähigkeit und Resilienz anzueignen", befindet Riehle abschließend.

Quelle: Selbsthilfearbeit Dennis Riehle (ots)

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