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Skandal um Plastik-Implantate: Mensch und Tier leiden für ein krankes System

Archivmeldung vom 27.11.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.11.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Die Zulassung von Medikamenten und Biomaterialien ist nach Aussage des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche ein krankes System, da es auf unzuverlässigen Tierversuchen beruht.

„Fallen die Ergebnisse aus Tierstudien dem Wunsch der Industrie entsprechend aus, wird ihre angebliche Übertragbarkeit auf den Menschen hervorgehoben. Sind dagegen die Resultate nicht genehm, wird am Versuchsaufbau gedreht, bis das Ergebnis passt oder die Studie wird verschwiegen“, kritisiert Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. Mit einem innovativen In-vitro-Testsystem lassen sich Implantate im Gegensatz zum Tierversuch präzise und für den Menschen relevant untersuchen.

Aktuellen Medienberichten zufolge hatte die Firma Ranier Technology aus England eine neuartige Plastik-Bandscheibe an neun Pavianen testen lassen. Dass es bei den Tieren zu schwerwiegenden Schäden durch die Prothesen kam, unterschlug der Hersteller der Zulassungsbehörde und ging gleich in die „klinische Phase“, die Erprobung am Menschen. Die Plastik-Bandscheibe kam auf den Markt und verursachte bei mindestens 100 Patienten schwere Schäden.

„Nicht nur Firmen, die in ihrem Profitstreben buchstäblich über Leichen gehen, sondern auch die Prüfstellen sind in der Verantwortung“, so die Tierärztin weiter. „Vor allem darf nicht länger auf Tierversuche vertraut werden. Schafe, die meist für orthopädische Materialtests verwendet werden, aber auch Affen unterscheiden sich in ihrer Art der Fortbewegung, Statik und Biomechanik vom Menschen deutlich. Wegen der fehlenden Übertragbarkeit der Versuchsergebnisse werden Patienten einem unkalkulierbaren Risiko ausgesetzt“, erklärt Dr. Gericke. Die Testung neuer Materialien muss auf Grundlage innovativer In-vitro-Systeme erfolgen, fordert der Verein.

So hat ein Forscherteam der TU Dortmund und der Uni Moskau ein Verfahren entwickelt, das einen zuverlässigen In-vitro-Belastungstest für neuentwickelte Gelenkprothesen bzw. Biomaterialien ermöglicht. Dabei wird das Implantat von einer synthetischen Flüssigkeit umspült, die das menschliche Blutplasma simuliert und gleichzeitig wird es mit Hilfe eines servo-hydraulischen Systems standardisiert belastet. Im Gegensatz zu Tierversuchen stellt diese In-vitro-Methode ein innovatives Testsystem dar, mit dem die Abnutzung von Gelenkprothesen im menschlichen Körper präzise untersucht werden kann.

Quelle: Ärzte gegen Tierversuche e.V.

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