Psycho-Alarm im Kinderzimmer
Archivmeldung vom 25.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZahlen über psychische Auffälligkeiten bei Kindern sind oft nur Schätzungen. Die AOK aber hat einen exakten Überblick, weil sie dafür bezahlen muss: 13,6 Prozent der bei ihr versicherten sechsjährigen Jungen erhalten zum Beispiel eine Ergotherapie. Behandelt werden damit neben motorischen Problemen unter anderem Impulsivität, Übersensibilität und Konzentrationsschwierigkeiten.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) sieht bei jedem fünften Kind psychische Auffälligkeiten. Werden unsere Kinder also immer häufiger seelisch krank? Nein, sagt Professor Dr. Dirk Richter, Dozent an der Fachhochschule Bern, im Apothekenmagazin "Baby und Familie": "Das Vorkommen der Störungen in der Bevölkerung an sich hat sich nicht geändert, es werden aber mehr Menschen behandelt." Eltern sind ängstlicher geworden und suchen eher Hilfe als früher, wenn sie mit dem Kind nicht klarkommen. Experten beobachten aber auch, dass viele Eltern sich schlicht nicht mehr die Kompetenz zutrauen, dem schwierigen Verhalten selbst erzieherisch zu begegnen. Der erste Therapieansatz sei deshalb oft das Elterntraining, berichtet das Elternmagazin, erst an zweiter Stelle folgten Verhaltenstherapien für das Kind beziehungsweise dessen Familie. Die DGKJP sieht für die Steigerung der Behandlungszahlen noch kein Ende gekommen: Bis zum Jahr 2020 erwarten die Experten eine weitere Zunahme um die Hälfte.
Quelle: Wort und Bild "BABY und Familie"