Algorithmus erkennt Suizidgefahr an der Sprache
Archivmeldung vom 12.11.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMaschinelles Lernen kommt nun auch in der Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen zum Einsatz. John Pestian vom Cincinnati Children's Hospital Medical Center und sein Team haben hierzu einem Computer anhand von Interview-Material beigebracht, mittels verbaler und nonverbaler Äußerungen von Personen zu erkennen, ob diese selbstmordgefährdet sind oder nicht.
"Diese rechnergestützte Herangehensweise bietet neuartige Möglichkeiten, um technische Innovationen in der Pflege von suizidalen Patienten und in der Prävention einzusetzen", so Studienleiter Pestian. "Wenn man sich in Gesundheitseinrichtungen umsieht, erkennt man einen großen Einsatz von Technologien, aber nicht so sehr für jene, die sich um Menschen mit psychischen Krankheiten kümmern. Erst jetzt sind unsere Algorithmen dazu fähig, diesen Pflegekräften zu helfen."
379 Patienten von drei verschiedenen Kliniken wurden gebeten, standardisierte Fragebögen auszufüllen und sich interviewen zu lassen. Ins Interview wurden offene Fragen wie "Hast du Hoffnung?" oder "Bist du wütend?" eingebaut. Von den Patienten und Interviewern wurden sowohl Video- als auch Audioaufzeichnungen angefertigt und transkribiert. 130 der Patienten waren wegen Suizidgedanken oder -versuchen in Behandlung, bei 126 lag keine Suizidgefahr, aber eine psychische Störung vor und 123 waren psychisch gesund und nicht suizidgefährdet.
Trefferquote bei 85 Prozent
In der Kombination von sprachlichen und akustischen Charakteristika der Patienten konnte der Algorithmus diese mit einer bis zu 85-prozentigen Wahrscheinlichkeit der richtigen Gruppe zuordnen. Den Forschern fiel außerdem auf, dass psychisch gesunde Menschen und solche mit psychischen Störungen öfter lachten, weniger seufzten, weniger Ärger und schmerzhafte Gefühle, dafür aber mehr Zuversicht ausdrückten als eine Gruppe Selbstmordgefährdeter.
Quelle: www.pressetext.com/Marie-Thérèse Fleischer