Virologe Alexander Kekulé über Kinder-Studie der Charité: "Warum Drosten die Studie nicht einfach zurückzieht, ist schwer nachvollziehbar"
Archivmeldung vom 28.05.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Virologe Alexander Kekulé hat eine Studie des Charité-Virologen Christian Drosten scharf kritisiert. In der Studie haben Drosten und sein Team untersucht, ob Kinder, die an Covid-19 erkrankt sind, ähnlich ansteckend sind wie Erwachsene. Mehrere Wissenschaftler hatten zuletzt statistische und methodische Fehler moniert.
In einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel schließt Kekulé sich dieser Kritik an. "Drosten will nun weitere Daten auswerten und die Statistik neu berechnen. Doch das kann die aktuelle Arbeit nicht retten", schreibt Kekulé. "Warum Drosten die Studie nicht einfach zurückzieht, ist schwer nachvollziehbar." Dadurch, dass Drosten die Studie weiter verteidige, so Kekulé, biete er "der 'Bild' eine unnötige Angriffsfläche".
Alexander Kekulé moniert einerseits, dass die mit Tupfern genommenen Probenmengen "nicht miteinander vergleichbar" seien und unterschiedliche Analysegeräte verwendet wurden. Auch die verwendete statistische Methode sei nicht geeignet, um eine sichere Aussage darüber zu treffen, ob Kinder ähnlich, mehr oder weniger ansteckend seien als Erwachsene. Die Virologen des Charité-Teams hatten aufgrund ihrer Ergebnisse vor der unbegrenzten Wiedereröffnung von Schulen gewarnt. Zuletzt hatte ein Autor der Bild-Zeitung Drosten scharf angegriffen, der sich wiederum auf Twitter und in seinem Podcast gegen die Angriffe wehrte. Kekulé schlägt seinerseits vor, in Schulen und Kitas verstärkt die Kinder mit schnellen und preiswerten Verfahren zu testen - mindestens einmal, bevor man die Einrichtungen wieder öffnet.
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)