Immer weniger junge Frauen lassen sich die Pille verschreiben
Archivmeldung vom 15.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Bedeutung der Pille als Verhütungsmittel bei jungen Frauen und Mädchen unter 22 Jahren nimmt weiter ab. Das ist das Ergebnis einer AOK-Analyse der GKV-Verordnungsdaten, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Ließ sich 2020 noch mehr als jede Dritte (35 Prozent) in dieser Altersgruppe die Pille verordnen, war es 2023 nur noch jede Vierte (25 Prozent). Das entspricht einem Rückgang von zehn Prozentpunkten in nur drei Jahren.
Allein im Vergleich zum Vorjahr 2022 gingen die
Verordnungen um drei Prozentpunkte zurück. Für GKV-Versicherte unter 22
Jahren übernimmt die Krankenkasse die Kosten für
verschreibungspflichtige Verhütungsmittel, sodass sich Trends für diese
Altersgruppe auf Grundlage von Verordnungsdaten gut dokumentieren
lassen. Trotz des Rückgangs bleibt die Pille insgesamt unter allen
verordnungsfähigen Verhütungsmitteln, zu denen auch Spiralen,
Vaginalring und Hormonpflaster zählen, immer noch das am häufigsten
verordnete Kontrazeptivum.
Bei den Pillen-Verordnungen setzt sich
der Trend der letzten Jahre zu den risikoärmeren Präparaten fort. Als
risikoärmer gelten kombinierte Pillen, welche die Gestagene
Levonorgestrel, Norethisteron und Norgestimat enthalten, wobei in der
Verordnung die Präparate mit Norethisteron und Norgestimat kaum eine
Rolle spielen. Pillen mit einer Wirkstoff-Kombination aus
Ethinylestradiol mit Drospirenon, Desogestrel, Chlormadinonacetat und
Gestoden sind laut Studienlage risikoreicher im Hinblick auf die
Entstehung von tiefen Beinvenenthrombosen und Lungenembolien als
Levonorgestrel-haltige orale Kontrazeptiva, so die AOK.
"Die
Nachteile und Risiken von hormonellen Verhütungsmethoden werden heute
öffentlich stärker thematisiert", sagte Eike Eymers, Ärztin des
AOK-Bundesverbandes. "Auch fühlen sich Frauen laut einer Befragung der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung immer besser durch das
Internet, aber auch durch die ärztliche Beratung, informiert. Das kann
zu einer Verhaltensveränderung führen, aber auch zu einer kritischeren
Einstellung gegenüber der Einnahme von Hormonen und zu einer bewussteren
Entscheidung für risikoärmere Präparate."
Allerdings seien auch
weitere Erklärungen wie eine wachsende Bedeutung von Barriere-Methoden
zur Verhütung wie Kondomen denkbar. Eymers: "Da diese aber nicht vom
Arzt verschrieben werden, liegen uns dazu anders als bei der Pille keine
Abrechnungsdaten vor." Grundsätzlich müsse die Entscheidung für ein
Verhütungsmittel immer individuell unter Berücksichtigung von
medizinischen Vorerkrankungen und Lebensumständen getroffen werden,
sagte Eymers. Laut PEARL-Index, der die Sicherheit von Kontrazeptiva
anzeigt, ist die Pille seit mehr als 60 Jahren eines der wirksamsten
Verhütungsmittel, das gut für jüngere Frauen geeignet ist.
Frauen,
die Kombinationspräparate nicht vertragen, können auf
Alternativprodukte wie die Minipille, den Vaginalring oder die Spirale
umsteigen. Der Verordnungsanteil der Minipille stieg von einem Prozent
im Jahr 2014 leicht auf drei Prozent im Jahr 2023. Sie eignet sich auch
bei stillenden Frauen, da sie kein Östrogen enthält. Der Anteil von
sogenannten intrauterinen Kontrazeptiva (Hormonspirale) spielt nur eine
untergeordnete Rolle bei den Verordnungen bei den Unter-22-Jährigen,
obwohl sie Levonorgestrel enthalten und somit ein niedrigeres
Thromboserisiko aufweisen. Auch Hormonpflaster und Vaginalring machen
zusammen nur zwei Prozent der Verordnungen aus. Diese beiden
Verhütungsmethoden gehen als Hormonkombinationspräparate mit einem
erhöhten Risiko für Embolien und Thrombosen einher, heißt es von der
AOK.
Quelle: dts Nachrichtenagentur