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Gefährliche Arzneimittelfälschungen überschwemmen Deutschland

Archivmeldung vom 12.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Illegal erworbene Potenzmittel, Diätpillen und Muskelaufbaupräparate enthalten oft Schwermetalle und andere Gifte und erzielen nicht immer die gewünschte Wirkung zu diesem Schluss kommen deutsche Zollexperten.

Sie heißen „Go all night“ oder „Weekend Prince“ und versprechen potenzschwachen Männern lustvolle Stunden. Halten können die Pillen dieses Versprechen allerdings nicht immer. Denn es handelt sich um unkontrollierte Kopien der Potenzhilfe Viagra aus Asien. Beim Zoll in Deutschland tauchen immer mehr davon auf. Doch nicht nur das „blaue Wunder“ Viagra wird gern gefälscht: Nachdem die Behörden 2006 bundesweit illegale Medikamente im Gesamtwert von rund 2,5 Millionen Euro sicherstellten, belief sich die Summe 2007 bereits auf mehr als 8 Millionen Euro. 2008 war die Tendenz weiter steigend.

Zollexperten warnen vor gesundheitlichen Folgen von Arzneien, die entweder keine oder andere Wirkstoffe enthalten als angegeben. Sie warnen ebenso vor asiatischen Präparaten, deren Zusammensetzung hochriskant ist. Im Zollamt Neuss lagert zum Beispiel ein Berg Kisten mit 1,2 Millionen Diät-Pillen aus China. „Wir haben die Tabletten untersuchen lassen: Sie gefährden die Gesundheit und können sogar lebensbedrohlich sein“, sagt Zoll-Sprecher Alwin Bogan vom Hauptzollamt Krefeld.

Neben angeblichen Schlankmachern stellen die Zollfahnder besonders häufig illegale Muskelaufbaupräparate, Anabolika oder andere Mittel aus der Bodybuilderszene sicher, deren Einfuhr gegen das deutsche Arzneimittelrecht verstößt. „Wir beschlagnahmen diese Waren, ziehen sie aus dem Verkehr und vernichten sie“, sagt Alwin Bogan. Ähnlich läuft es für „Viagra“-Lieferungen aus Asien. Allein beim Zollamt Neuss kommen bis zu zehn Lieferungen pro Monat an – vielfach deklariert als „Nahrungsergänzungsmittel“.

Verführerische Pillen: rezeptfrei und billiger

„Viele dieser Potenzmittel kommen aus Indien“, weiß Alwin Bogan. Die Interessenten bestellen die Artikel in Online-Shops, deren Werbung E-Mail-Adressen weltweit erreicht. Viele Interessenten schätzen die Online-Bestellung, bei der sich niemand für ein Rezept oder den Namen der Kunden interessiert. Sie zahlen mit Kreditkarte und bleiben anonym. In Deutschland sind Viagra-Nutzer dagegen gezwungen, sich ein ärztliches Rezept zu holen und damit zur Apotheke zu gehen. „Das ist vielen peinlich. Deshalb bestellen sie über das Internet“, sagt der Zollexperte. Außerdem: Eine Pille kostet im Internet etwa zehn Euro und ist damit rund 30 bis 40 Prozent billiger als das Original des US-Herstellers in einer deutschen Apotheke.

Totalverlust mit illegalen Arzneien

Wenn der Zoll die Viagra-Lieferung enttarnt, ist die Einsparung allerdings verloren. Denn das von den Kunden bereits gezahlte Geld ist in jedem Fall weg, und das ist nicht gerade wenig. „Hier kommen oft Lieferungen an mit Pillen im Wert von 300 Euro“, erklärt Zoll-Sprecher Alwin Bogan. Viele Besteller sind dann sichtlich enttäuscht, wenn sie die Sex-Pillen nicht mitnehmen dürfen.

Den Zollbeamten ist klar, dass ihnen nicht jede illegale Lieferung auffällt. Gerade weil die Dunkelziffer vermutlich hoch ist, sei es umso wichtiger, die Käufer zu warnen: „Bei diesen als Arzneimittel deklarierten Tabletten weiß niemand genau, was wirklich drin ist. Es ist absolute Vorsicht geboten.“ Selbst wenn sie die gewünschte Wirkung erzielen, können gefälschte Pillen Schwermetalle und andere Gifte enthalten.

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