Patient in den USA erhält Schweineherz: Medizinischer Durchbruch
Archivmeldung vom 11.01.2022
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Freigeschaltet durch Anja SchmittEiner Universitätsklinik in Maryland (USA) ist nach eigenen Angaben ein Durchbruch im Bereich der Xenotransplantation gelungen – zum ersten Mal ist ein ganzes Schweineherz bei einem Menschen eingesetzt worden. Dies schreibt das russische online Magazin „SNA News“ .
Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes zu lesen: "Am Freitag erhielt so ein herzkranker 57-jähriger Patient die ungewöhnliche Organspende. Zuvor sei ihm die Möglichkeit einer Operation in verschiedenen Transplantationszentren verwehrt worden und somit hätte er keine andere Wahl, als sich auf den bahnbrechenden medizinischen Eingriff einzulassen.
„Entweder ich sterbe oder mache diese Transplantation. Ich will leben. Ich weiß, es ist ein Schuss in die Dunkelheit, aber es ist meine letzte Wahl“, hatte der Patient einen Tag vor dem Eingriff geäußert.
Eine Notfallgenehmigung war durch die US-Gesundheitsbehörde FDA erteilt worden, in der Hoffnung, das Leben des Patienten zu retten. Die Genehmigung ist für die Anwendung eines experimentellen Medizinprodukts unumgänglich. Die Universitätsklinik teilte mit, dass die Operation der „Höhepunkt jahrelanger hoch komplizierter Forschung“ sei. Das Organ sei genetisch modifiziert worden, um eine verstärkte immunologische Reaktion zu vermeiden. Medienberichten zur Folge, dauerte die Operation acht Stunden. Das transplantierte Herz habe seitdem seine Arbeit aufgenommen und dem Patienten gehe es gut, teilte die Klinik am Montag mit.
Mögliche Lösung der Organspende-Krise?
Dr. Bartley Griffith neben David Bennett, 57, der ein Herztransplantat von einem genetisch veränderten Schwein erhielt© Foto / University of Maryland School of Medicine
„Dies war eine bahnbrechende Operation und bringt uns der Lösung der Krise der Organknappheit einen Schritt näher. Es gibt einfach nicht genug menschliche Spenderherzen, um der langen Liste potenzieller Empfänger gerecht zu werden“, äußerte einer der Transplantationschirurgen.
Man müsse vorsichtig sein und keine voreiligen Schlüsse ziehen, allerdings wäre der Erfolg der Operation ein Grund zum Optimismus und liefere wertvolle Erkenntnisse. Die Xenotransplantation gesamter Organe könne in Zukunft eine lebensrettende Option für Patienten darstellen.
Die Zahl der gespendeten menschlichen Organe bleibt weit hinter dem Bedarf zurück. Alternative Optionen werden seit Jahrzehnten erforscht. Das größte Problem der Xenotransplantation (artenübergreifende Transplantation) stellt dabei die immunologische Reaktion des Empfängers trotz Immunsuppressiva dar. Wegen unter anderem der anatomischen und physiologischen Ähnlichkeiten mit dem Menschen ist das Schwein der bevorzugte Spenderorganismus. Durch genetische Modifikation sind Transplantationen von Zellen, Geweben und Organen von Schweinen möglich. Zahlreiche gentechnisch modifizierte Schweinelinien wurden generiert, um die Immunabstoßung zu verhindern, physiologische Inkompatibilitäten zu überwinden und das Risiko der Übertragung von Infektionserregern zu reduzieren.
Schweineherzklappen wurden bereits mehrfach Menschen eingesetzt. Testversuche unter Affen hatten zuvor gezeigt, dass die Schweineherzen im Körper des Empfängers nach einer bestimmten Zeit abgestoßen werden. In Pavianen überlebten so genetisch mehrfach modifizierte Schweineherzen bis zu 945 Tage. Die längste Überlebenszeit von Schweinenieren in nichtmenschlichen Primaten betrug bisher 499 Tage."
Quelle: SNA News (Deutschland)