Psychiater Dr. Joachim Galuska erklärt was es mit dem Corona Burn Out auf sich hat - und was hilft
Archivmeldung vom 26.06.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Zeichen stehen auf Lockerung - doch für manche Menschen bedeutet die schrittweise Rückkehr zur Normalität keine Entspannung. Im Gegenteil: Sie leiden an körperlichen Symptomen, fühlen sich erschöpft und antriebslos. Experten sprechen dann von "Corona Burn Out" oder "Reentry Anxiety", also der Tatsache, sich durch die neuen Freiheiten überfordert zu fühlen.
In einem Interview mit dem Gesundheitsportal apotheken-umschau.de erklärt der Psychiater und Psychosomatiker Dr. Joachim Galuska, ehemals Ärztlicher Direktor, jetzt Gesellschafter der Heiligenfeld Kliniken für Psychosomatische Medizin, wie es dazu kommt - und wie man gegensteuern kann.
In Deutschland hat die Nachfrage nach psychosomatischen und psychiatrischen Behandlungen durch die Pandemiedrastisch zugenommen, beobachtet Dr. Galuska. "In all den Monaten ist es vor allem darum gegangen, die Krise äußerlich zu bekämpfen. Ganz oben standen die biologischen Maßnahmen, Hygieneregeln, Impfen, Social Distancing. Die vielen Kollateralschäden, die durch die Missachtung des Seelischen entstanden sind, sehen wir nun nach und nach".
Bei den Betroffenen komme es häufig zu körperlichen Symptomen wie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen. Das eigentliche Problem, sagt Dr. Galuska, sei aber eine seelische Erschöpfung. Und zwar nicht nur durch den Druck von innen, sondern auch aus dem Umfeld: Viele Freunden meinen, es gebe jetzt vieles nachzuholen, Arbeitgeber wollen wieder in die Vollen gehen. "Die Rückkehr zur Normalität", sagt der Experte, "kann Angst machen."
Aber wie kann man gegensteuern, wenn man merkt, möglicherweise an "Reentry Anxiety" oder Corona Burn Out zu leiden? Dr. Galuska empfiehlt, über neue Erfahrungen wieder mit sich selbst in Kontakt zu kommen: Kunst und Kultur können dabei hilfreich sein, aber natürlich auch Gespräche, Sozialkontakte, Begegnungen. Dinge ausprobieren und prüfen, wie sie wirken. Das kann ein Spaziergang im Wald sein, Meditation - oder regelmäßig aufzuschreiben, wie es einem geht und was einen beschäftigt. Wer aber merkt, dass er "wie gefangen ist in wiederkehrenden Denkmustern oder unter Angst- oder Panikattacken leidet, sollte sich professionelle Hilfe holen."
Quelle: Wort & Bild Verlag - Gesundheitsmeldungen (ots)