Fettsucht: Eineiige Zwillinge liefern neues Wissen
Archivmeldung vom 08.10.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittForscher der Helsingfors Universitet haben sich bei der Erforschung der Fettsucht auf Zwillinge konzentriert, bei denen einer extrem übergewichtig und der andere schlank ist. Fettsucht geht normalerweise mit dem metabolischen Syndrom einher. Das bedeutet hohen Blutdruck, hohe Cholesterinwerte und Typ-2-Diabetes. Für eine Minderheit der Betroffenen gilt das jedoch nicht.
Die Wissenschaftler suchten aus einer Datenbank mit eineiigen Zwillingen 16 Zwillingspaare heraus, deren Körpergewicht mindestens einen Unterschied von 17 Kilo aufwies. Sie gelten als perfekte Möglichkeit, derartige Unterschiede zu studieren, da sie genetisch identisch und normalerweise auch unter sehr ähnlichen Bedingungen aufgewachsen sind.
Das Team untersuchte in einem ersten Schritt die Fettverteilung im Körper. Es zeigte sich sehr rasch, dass die stark übergewichtigen Zwillinge auf zwei Gruppen verteilt waren. Eine Gruppe neigte zu Fettansammlungen in der Leber. Die andere verfügte über Werte, die jenen ihrer Zwillinge ähnlich waren. In einem nächsten Schritt wurde nach anderen Hinweisen auf gesundheitliche Probleme gesucht.
Dazu gehörten Insulinresistenz, Cholesterin, Entzündungen und Blutdruck. Auch bei diesen Werten kam es zu einer Zweiteilung. Laut den Experten fehlten bei der Gruppe ohne Fettansammlungen in der Leber alle Kennzeichen für ein metabolisches Syndrom. Die Wissenschaftler verglichen zusätzlich die Fettansammlungen im Bauchbereich.
Fettzellen geben Aufschluss
Bei den ungesunden fettsüchtigen Zwillingen waren jene Gene aktiv, die bei Entzündungen eine Rolle spielen. Diese Gene waren bei ihren Zwillingen nicht aktiv. Die Aktivität der Mitochondrien schien ebenfalls unterdrückt zu sein. Bei den gesunden fettsüchtigen Teilnehmern war die Expression der Gene mit denen ihrer schlanken Zwillinge vergleichbar.
Auch die Fettzellen der beiden übergewichtigen Gruppen sahen anders aus. Zwillinge mit Symptomen des metabolischen Syndroms verfügten - anders als die gesunden Teilnehmer - über weniger, aber größere Fettzellen als ihre Zwillinge. Diese Zellen stehen mit Entzündungen in adipösem Gewebe in Zusammenhang. Ungeklärt bleibt jedoch, was bei manchen Menschen zu Fettansammlungen in der Leber und zur Ausbildung weniger, aber größerer Fettzellen führt.
Hoffnung auf neue Behandlungsansätze
Das Wachstum neuer Fettzellen scheint mehr Mitochondrien zu erfordern. Entzündungen im Fettgewebe scheinen mit Ansammlungen von Fett in der Leber zusammenzuhängen. Den Fachleuten zufolge ist die entscheidende Frage: Dehnen sich die Fettzellen normal aus und kommt es zu Entzündungen im Fettgewebe?
Es ist denkbar, dass das Fettgewebe mancher übergewichtiger Menschen beim Zunehmen einfach mehr Fettzellen produziert. Diese Ergebnisse könnten laut Diabetologia neue Hinweise für die Behandlung der mit einer Fettsucht einhergehenden Gesundheitsprobleme liefern. Entzündungshemmende Medikamente könnten das Diabetesrisiko senken.
Quelle: www.pressetext.com/Michaela Monschein