Ärzte an Bonner Uniklinik sehen eine Gefährdung für Patienten wegen Überschreitung der Höchstarbeitsgrenze
Archivmeldung vom 28.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZu wenig ärztliches Personal und eine fortgesetzte Überschreitung der vorgeschriebenen Höchstarbeitszeiten führen nach Einschätzung von Assistenzärzten an der Uniklinik Bonn zu einer "erheblichen Gefährdung der Versorgung der Patienten" wie auch zu einer Gesundheitsgefährdung des ärztlichen Personals.
Das berichtet das WDR-Wirtschaftsmagazin markt (Montag, 28.01.2007, 21.00 Uhr). markt liegt eine Überlastungsanzeige von Assistenzärzten vor, der zufolge es unter anderem zu einer lebensbedrohlichen Notsituation kam, die nur durch einen zufällig und privat anwesenden Assistenzarzt abgewendet werden konnte. Die Uniklinik Bonn teilt dazu mit, dass die Probleme inzwischen behoben seien. Dem Personalrat sind jedoch keine wesentlichen Verbesserungen bekannt. Auch das Amt für Arbeitsschutz ermittelt auf Grund der Überlastungsanzeige.
Aus der Uniklinik Mainz berichteten Krankenschwestern gegenüber markt, bei Abwesenheit eines Arztes auf Verlangen der Vorgesetzten auch ärztliche Anordnungen zu unterschreiben und damit gegen rechtliche Vorschriften verstoßen zu haben. Der Uniklinik sind solche Vorkommnisse nicht bekannt. Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, sagte auf Anfrage von markt, dass Unterbesetzung sowie eine Überlastung der Ärzte in vielen Kliniken vorkomme. "Die Kliniken in Deutschland schlittern immer stärker in eine Unterbesetzung hinein. Das hat etwas damit zu tun, dass sie vor allem am Personal zu sparen versuchen", so Henke. Laut einer Umfrage des Marburger Bundes aus dem vergangenen Jahr werden in rund 60 Prozent aller Krankenhäuser die Höchstarbeitsgrenzen regelmäßig überschritten, in der Hälfte der Kliniken wird die Arbeitszeit der Ärzte nicht systematisch erfasst. Am Montag verhandeln der Marburger Bund und die Kommunalen Krankenhäuser über einen neuen Tarifvertrag. Die Ärzte fordern durchschnittlich 10,2 Prozent mehr Gehalt.
Quelle: WDR-Wirtschaftsmagazin markt