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Studie: Digitalisierung erzeugt Arbeitsdruck in Kliniken

Archivmeldung vom 11.12.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.12.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Überlasteter Arzt (Symbolbild)
Überlasteter Arzt (Symbolbild)

Bild: Henrik G. Vogel / pixelio.de

Durch die Digitalisierung von Krankenhäusern fühlen sich deren Mitarbeiter häufig unter Arbeitsdruck. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, über die die "Süddeutschen Zeitung" in ihrer Montagausgabe berichtet. Die Studienautoren haben im vergangenen Jahr mehr als 500 Pflegekräfte, knapp 40 Ärzte und rund 100 weitere Klinikangestellte befragt.

Ein Drittel der Befragten gab an, dass die Digitalisierung ihrer Arbeit nicht zu Entlastung, sondern zu mehr Hetze und Arbeitsverdichtung. Auch wenn fast 90 Prozent der Beschäftigten neuen Technologien wie etwa elektronischen Patientenakten oder Tablets aufgeschlossen gegenüber stünden und hier Vorteile in der Behandlung der Patienten erkennen, nehmen sie diese eher als Zusatzaufgabe wahr. Nur eine kleine Minderheit empfinde die Technik als Entlastung. Auch die Veränderungen in der Zusammenarbeit und Kommunikation der Klinikmitarbeiter durch Digitalisierung seien "auffallend begrenzt", heißt es in der Studie. Informationen über Patienten würden etwa nach wie vor zu 55 Prozent mündlich ausgetauscht. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat im vergangenen September und Oktober ebenfalls rund 1.800 Klinikärzte zur Digitalisierung befragt und kommt zu ähnlichen Ergebnissen.

In den Berichten der Ärzte, die der SZ nach deren Angaben vorliegen, klagen sie etwa über "unglaubliche Zeitbelastung durch komplizierte Eingaben, Systeminstabilitäten". Ein Arzt sagt: "Manches geht schneller, dafür wird auch immer mehr dokumentiert." Viele Kliniken sicherten sich durch eine doppelte Dokumentation auf Papier ab. Schließlich birgt die vollständige Umstellung auf Computer die Gefahr für Patienten, dass elektronische Akten nicht mehr zugänglich sind. Ein Arzt klagt etwa über die "komplette Blockierung der Arbeit bei Ausfall der digitalen Systeme (kommt öfter vor)".

Viele Klinikmanager hätten sich von der Digitalisierung ihrer Häuser eigentlich Qualitätsverbesserungen, eine Senkung der Kosten und perspektivisch eine Kompensation des Fachkräftemangels versprochen, heißt es in der Böckler-Studie. Sylvia Bühler aus dem Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi sieht in der Technik ebenfalls "Chancen, Beschäftigte zu entlasten und die Versorgungsqualität zu verbessern". In deutschen Krankenhäusern fehlten ihren Berechnungen zufolge mehr als 160.000 Stellen, sagt Bühler, und davon allein 70.000 in der Pflege. Doch es sei bedenklich, wenn sich der Druck stattdessen noch erhöhe. "Beschäftigte müssen bei der Einführung neuer Technologien einbezogen werden. Das findet bisher noch viel zu selten statt", sagt sie.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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