Zahl der Krankenhausbetten seit 1995 rückläufig
Archivmeldung vom 02.05.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie Zahl der Krankenhausbetten in Deutschland ist seit 1995 durchgängig rückläufig, sowohl absolut als auch pro Einwohner. Waren 1995 im bundesweiten Schnitt noch 746 Krankenhausbetten je 100.000 Einwohner verfügbar, waren es 2017 nur noch 602. Auch die Zahl der Krankenhäuser ist zurückgegangen, von 2.325 im Jahr 1995 auf 1.942. Sie schrumpft in etwa um 100 Häuser alle fünf Jahre.
Das geht aus der Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Fraktion hervor, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vorliegt. Die letzten Daten stammen allerdings aus dem Jahr 2017. Aktuellere Daten zu Krankenhäusern und Krankenhausbetten in Deutschland konnte das Ministerium zunächst nicht mitteilen. Lediglich für die Intensivbetten wird wegen der Corona-Pandemie eine aktuelle Statistik geführt.
Die Angaben zeigen eine höchst ungleiche Krankenhausversorgung in den Bundesländern. Am unteren Ende stehen Baden-Württemberg mit 508 Betten pro 100.000 Einwohner, Niedersachsen mit 528 und Schleswig-Holstein mit 548 Betten. An der Spitze liegen Bremen mit 738 und Thüringen mit 732 Betten pro 100.000 Einwohner. Mecklenburg-Vorpommern liegt mit 639 Betten im Mittelfeld.
Durch die Ökonomisierung des Gesundheitssystems seien kontinuierlich vermeintliche Überkapazitäten abgebaut worden, sagte die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann der NOZ. Dabei offenbare die Corona-Pandemie, dass es ein Trugschluss sei zu glauben, diese Kapazitäten würden nicht benötigt. "Ob die Infektionsrate stabil bleibt, kann niemand sicher vorhersagen. Schon bisher hätte es deutlich schlimmer kommen können. Für solche Situationen braucht es nicht nur genügend Intensivbetten, sondern allgemein genügend Betten in Reserve, um behandlungsbedürftige Infizierte zeitnah stationär versorgen zu können", sagte Zimmermann.
Diskussionen über Krankenhausschließungen hätten sich erledigt, meint die Linken-Abgeordnete. "So sinnvoll spezialisierte Zentren bei komplexen, planbaren Operationen oder bei der Versorgung schwerkranker Menschen sind, es braucht eine solide Grundversorgung einschließlich intensivmedizinischer Versorgung in Wohnortnähe, weil es im Notfall auf jede Minute ankommt." Nach der Krise brauche es eine gesundheitspolitische Kehrtwende, forderte Zimmermann: "Raus aus der Sparspirale, der Wettbewerbsorientierung und dem Fallpauschalensystem, hin zu einer bedarfsorientierten, demokratischen Krankenhaus- und Personalplanung."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)