Kassenarzt-Chef fordert Erstattungsverbot für Homöopathie: "Kein Geld für Pseudo-Pillen"
Archivmeldung vom 06.09.2019
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Freigeschaltet durch André OttKassenarzt-Chef Andreas Gassen hat den Druck auf Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erhöht, die Kassenfinanzierung homöopathischer Mittel zu stoppen. "Wenn Eltern darum ringen müssen, dass Krebsmedikamente für ihre Kinder erstattet werden und die Kassen gleichzeitig viel Geld für nutzlose Pseudo-Pillen ausgeben, geht das nicht zusammen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Weiter sagte er: "Wir brauchen ein gesetzliches Erstattungsverbot für Homöopathie. Hier müssen Herr Spahn und die Gesundheitspolitiker im Parlament Farbe bekennen. Die solidarisch finanzierte Krankenversicherung darf dafür nicht länger missbraucht werden."
Die Homöopathie, die mit Milliardstel-Verdünnung von vermeintlich wirksamen Substanzen arbeite, habe es nach wissenschaftlichen Standards nicht geschafft, irgendeinen Nutzen nachzuweisen, begründete Gassen seine Forderung. Homöopathische Mittel stehen deswegen auch nicht im gesetzlichen Leistungskatalog. "Solange sich der Gesetzgeber einen schlanken Fuß macht und es den Kassen ermöglicht, Homöopathie durch die Hintertür zu erstatten, werden sie das tun, sonst verlieren sie ihre Kunden", sagte er. Nach Angaben der KBV kostet dies die Allgemeinheit der Beitragszahler jährlich rund 70 Millionen Euro. Auch SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach fordert inzwischen ein Erstattungsverbot. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist dem Thema bislang ausgewichen.
Gassen untermauerte seine Position mit eindringlichen Worten: "Die Mittel sind begrenzt. Auf der einen Seite gibt es extrem harte Maßstäbe für die Bewilligung von Therapien für lebensbedrohlich kranke Menschen. Auf der anderen Seite wird Geld rausgeworfen. Für mich als Arzt ist das unerträglich." Wenn Patienten an die Wirkung von Homöopathie glaubten, "dann müssen sie es selber zahlen", sagte der Kassenarzt-Chef.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)