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Anästhesisten können vorübergehend Funktionen von Herz, Lunge, Nieren und Darm ersetzen

Archivmeldung vom 11.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Herz-Lungen-Maschine im Einsatz (Symbolbild)
Herz-Lungen-Maschine im Einsatz (Symbolbild)

Bild: Screenshot Youtube Video: Herz-Lungen-Maschine (Teil 7 von 12) / Eigenes Werk

Auf seine Nieren, seine Leber, das Herz oder die Lunge kann ein Mensch nicht verzichten. Anästhesisten sind inzwischen allerdings in der Lage, mit verschiedenen Verfahren im OP, auf der Intensivstation oder schon im Rettungswagen den Organismus zu ersetzen - nur vorübergehend, aber dafür nahezu vollständig und stabil.

"Wir springen ein, nach einem schweren Unfall oder bei einer schweren Krankheit oder auch nur, weil wir zu wenig Spenderorgane haben", sagt Professor Frank Wappler, Anästhesie-Chefarzt im Krankenhaus Köln-Merheim. "Solche speziellen Rettungsmaßnahmen, die vor Jahren noch undenkbar waren, gehören heute in vielen Anästhesie-Abteilungen und auf vielen Intensivstationen zur Routine."

Anästhesie-Kongress mit rund 3000 Besuchern

Was beim Ersatz von Organfunktionen heutzutage machbar ist, diskutieren am 19. September 2019 Intensivmediziner, Pflegekräfte von Intensivstationen und andere Interessierte auf dem "Hauptstadtkongress für Anästhesiologie und Intensivtherapie" (HAI 2019) in Berlin. Insgesamt drei Tage lang treffen sich dort rund 3000 Narkoseärzte, Intensivmediziner, Rettungspersonal, Schmerztherapeuten, Pflegekräfte und andere Interessierte zu etwa 600 Vorträgen, Workshops und Präsentationen.

"Organersatzverfahren stehen heutzutage in nahezu jeder Klinik zur Verfügung", erklärt Wappler, der in diesem Jahr auch Kongresspräsident des HAI ist. "Die Herausforderung ist, diese Verfahren zu beherrschen und sie sinnvoll einzusetzen". Auch dem Laien weitgehend bekannt sind dabei die Dialyse bei Nierenversagen, die Beatmung bei Lungenerkrankungen oder auch die "künstliche Ernährung" über Infusionen bei Erkrankungen oder nach Operationen an Magen und Darm.

Eine Art "Herz-Lungen-Maschine" neben dem Bett

Noch recht jung und sehr aufwendig ist in der Intensivmedizin der Ersatz der Lungenfunktion mit Hilfe einer Art "Herz-Lungen-Maschine", der "Extracorporalen Membranoxygenierung", kurz ECMO. Das Verfahren wird eingesetzt unter anderem bei schweren Infektionen oder auch schweren Kreislaufschocks nach großen Unfällen: "Dabei wird die Lungenfunktion zum Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid auf das Notwendigste heruntergefahren und die Arbeit von der Maschine neben dem Bett übernommen", beschreibt Wappler. Der Anästhesist auf der Intensivstation hat die Aufgabe, die Therapie zu planen, den Patienten an das Gerät anzuschließen und den Verlauf zu überwachen. Das ECMO-Verfahren kann aber auch verwendet werden, wenn eine lebensgefährliche Herzschwäche besteht, der Patient deshalb eine Herztransplantation braucht, aber kein Spenderorgan vorhanden ist.

Noch seltener ist in der Intensivmedizin heutzutage die "Leberdialyse": Dabei werden über große Kanülen verschiedene Stoffe aus dem Blut gefiltert, die eigentlich von der Leber unschädlich gemacht werden müssten. Organersatz erfährt hier dann auch eine seiner klaren Grenzen, denn durch die moderne Medizintechnik kann die Entgiftungsfunktion der Leber übernommen werden, nicht aber die Produktion aller lebenswichtigen Substanzen ...

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) (ots)

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