Auch über kosmetische Mittel können Verbraucher größere Mengen Cumarin aufnehmen
Archivmeldung vom 24.12.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer natürliche Aromastoff Cumarin kann bei besonders empfindlichen Personen Leberschäden verursachen. Die Wirkung ist allerdings reversibel, wenn kein Cumarin mehr aufgenommen wird. Der Pflanzeninhaltsstoff kommt in Waldmeister und Steinklee, in größeren Mengen auch in Cassia-Zimt vor. Verbraucher nehmen ihn vor allem über Lebensmittel auf, die viel Cassia-Zimt enthalten.
Außerdem wird synthetisch hergestelltes Cumarin kosmetischen Mitteln als
Duftstoff zugesetzt und kann über die Haut in den Körper gelangen. Um zu
beurteilen, in welchem Umfang kosmetische Mittel zur Belastung des Verbrauchers
mit Cumarin beitragen, hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
Analysenergebnisse der Überwachungsbehörden der Bundesländer bewertet. Das
Ergebnis: Allein durch den Gebrauch kosmetischer Mittel mit hohen
Cumaringehalten könnten Verbraucher die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von
Cumarin überschreiten. Bislang ist allerdings nicht abschließend geklärt, ob
Cumarin, das über die Haut aufgenommen wird, die Leber ähnlich schädigt wie
Cumarin, das über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen wird. Bis diese Frage
abschließend geklärt ist, geht das BfR in seiner Bewertung vorsorglich davon
aus, dass die lebertoxischen Wirkungen in beiden Fällen vergleichbar sind. "Die
Exposition der Verbraucher gegenüber Cumarin, zu der auch kosmetische Mittel
beitragen, sollte reduziert werden", sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel,
Präsident des BfR. Bei kosmetischen Produkten für Säuglinge und Kleinkinder
sollte auf den Einsatz von Cumarin aus Vorsorgegründen verzichtet werden.
Weitere Analysen kosmetischer Mittel sind erforderlich, denn das vorliegende
Datenmaterial liefert noch keinen umfassenden Überblick über deren
Cumaringehalte. Die Hersteller sind aufgefordert, die nötigen Daten zur
Verfügung zu stellen.
Cumarin kann bei besonders empfindlichen Personen
die Leber schädigen. Im Tierversuch hat die Substanz in hohen Konzentrationen
Krebs ausgelöst. Für Cumarin wurde auf der Basis der Lebertoxizität eine
tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (Tolerable Daily Intake, TDI) von 0,1
Milligramm Cumarin pro Kilogramm Körpergewicht abgeleitet, die längerfristig
nicht überschritten werden sollte.
Cumarin kommt nicht nur in
Lebensmitteln vor, sondern wird auch in kosmetischen Mitteln eingesetzt. Als
synthetisch hergestellter Duftstoff verleiht Cumarin Parfüms, Duschgelen,
Lotionen und Deodorants eine herbe, nach Lavendel oder Moos duftende Note.
Während Lebensmitteln nicht mehr als zwei Milligramm Cumarin pro Kilogramm als
Aroma zugesetzt werden darf, gelten für Cumarin in kosmetischen Mitteln keine
Mengenbegrenzungen. Da Cumarin aber, wie viele andere Duftstoffe auch, bei
empfindlichen Menschen Allergien auslösen kann, muss es in kosmetischen Mitteln
ab bestimmten Konzentrationen gekennzeichnet werden. Cumarin gelangt leicht
durch die Haut in den menschlichen Körper. Kosmetische Mittel können damit zur
Gesamtexposition von Verbrauchern gegenüber Cumarin beitragen.
Bisher
lagen kaum Daten darüber vor, in welchem Umfang und in welchen Mengen Cumarin in
Kosmetikprodukten enthalten ist. Die Überwachungsbehörden der Bundesländer haben
daher stichprobenartig kosmetische Mittel auf ihren Cumaringehalt untersucht. Zu
den Produkten zählten vor allem Parfüms, aber zum Beispiel auch Hautgele,
Körperlotionen und Hautöle - also Produkte, die nach der Anwendung auf der Haut
verbleiben. Legt man die maximal gemessenen Cumaringehalte der untersuchten
Parfüms zugrunde ("worst-case"-Abschätzung), kann die Cumarinaufnahme den TDI
deutlich überschreiten. Bei Kindern könnte bei regelmäßiger Anwendung von stark
cumarinhaltigen Hautgelen, Körperlotionen und Hautölen der TDI bis zu 20 Prozent
ausgeschöpft werden.
Bei der Ableitung des TDI wurde vor allem die
Cumarin-Aufnahme über Lebensmittel zugrunde gelegt. Ob Cumarin, das über die
Haut aufgenommen wird, auf die Leber genauso wirkt wie identische Mengen, die
über die Nahrung aufgenommen werden, ist nicht geklärt. Es gibt Überlegungen,
wonach dermal aufgenommenes Cumarin weniger lebertoxisch sein könnte als oral
aufgenommenes. Bis diese Frage wissenschaftlich abschließend geklärt ist, legt
das BfR vorsorglich vergleichbare Wirkungen zugrunde.
Das Institut
empfiehlt, die Gesamtexposition gegenüber Cumarin, zu der auch kosmetische
Produkte beitragen, zu verringern. Bei Pflegeprodukten für Säuglinge und
Kleinkinder sollte ganz auf den Einsatz von Cumarin verzichtet werden. Weitere
Analysen kosmetischer Mittel auf ihre Cumaringehalte sind notwendig, da nicht
ausgeschlossen werden kann, dass neben den untersuchten Proben auch kosmetische
Mittel mit höheren Cumaringehalten auf dem Markt sind.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.