Knochenbruch: Schilddrüsenmedizin gefährdet Alte
Archivmeldung vom 30.04.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittViele ältere Menschen könnten eine zu hohe Medikation für ihre Schilddrüsenprobleme einnehmen und damit das Risiko eines Knochenbruchs erhöhen. Thyroxin, ein synthetisches Hormon, wird Patienten verabreicht, die selbst über keine ausreichende Menge des Schilddrüsenhormons verfügen. Wissenschaftler des Women's College Research Institute schreiben im British Medical Journal, dass eine zu hohe Menge das Risiko von Knochenbrüchen erhöht und die Dosis mit zunehmendem Alter vielleicht verringert werden sollte. Graham Leese von Ninewells Hospital bedauerte, dass diese Krankheit nicht ausreichend erforscht wird.
Schätzungen gehen laut BBC davon aus, dass 20 Prozent der älteren Menschen gegen eine Unterfunktion der Schilddrüse behandelt werden. Regelmäßige Untersuchungen sollten sicherstellen, dass die Dosis passend ist. Bei vielen Patienten bleibt sie jedoch bis ins hohe Alter unverändert. Eine mögliche Folge ist eine Überfunktion der Schilddrüse, die ihrerseits das Risiko von Knochenbrüchen erhöhen kann. Das gilt vor allem für ältere Frauen.
Für die aktuelle Studie analysierte das Team um Lorraine Lipscombe die Daten von 213.500 Menschen über 70 Jahren, denen zumindest einmal zwischen 2002 und 2007 Levothyroxin verschrieben wurde. Die Teilnehmer wurden in Gruppen aufgeteilt: Jene, die das Medikament im Augenblick einnahmen, jene die die Einnahme zwischen 15 und 180 Tagen vor dem Beginn der Studie beendet hatten und jene die Levothyroxin schon länger nicht mehr einnahmen.
Besonders gefährdete Altersgruppe
Etwas über zehn Prozent, 22.236 Personen, erlitten während der Laufzeit der Studie zumindest einen Knochenbruch. Jene, die das Medikament einnahmen oder gerade erst damit aufgehört hatten, waren einem deutlich höheren Risiko ausgesetzt. Lipscombe argumentiert, dass die Dosierung genauer überwacht werden sollte, vor allem da es sich um eine besonders gefährdete Altersgruppe handle.
Leese schreibt im BMJ, dass sich die ideale Dosierung mit dem Alter verändern und gerade bei älteren Menschen unerwartet niedrig sein kann. Seit 120 Jahren seien die Auswirkungen einer Überfunktion der Schilddrüse auf die Knochen bekannt, trotzdem fehle es der Forschung in diesem Bereich nach wie vor an Mitteln. Immer mehr Menschen müssten behandelt werden und die jährlichen Kosten für die Behandlung von Knochenbrüchen lägen in Großbritannien derzeit schätzungsweise bei 5,1 Milliarden Pfund.
Quelle: pressetext.redaktion Michaela Monschein