Ärztepräsident warnt vor Wartelistenmedizin in den Krankenhäusern
Archivmeldung vom 07.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Die Budgetierung im Krankenhausbereich ist keine Kostenbremse, sondern ein Rationierungsinstrument. Die Krankenhäuser bluten aus, wenn jetzt nicht endlich die Patientenversorgung zum Maßstab der Dinge gemacht wird", sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe zum heute vorgestellten Gutachten des RWI Essen zur wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser.
Die Politik trage die Verantwortung für den Verdrängungswettbewerb im Krankenhausbereich, der die bisher gewohnte flächendeckende Versorgung mit stationären Leistungen massiv gefährde. "Der Budgetdeckel muss weg, sonst droht uns eine Wartelistenmedizin wie in Holland und Großbritannien. Das aber wollen die Menschen in unserem Land nicht", so Hoppe.
Die Rahmenbedingungen müssten so gestaltet sein, dass auch der Ärztenachwuchs wieder Entwicklungsmöglichkeiten im Krankenhaus sehe. "Das Hauptproblem sind die Budgets. Dieses System der diktierten Preise darf nicht diktierte Gehälter zur Folge haben", sagte Hoppe. Die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland seien hoch qualifiziert und auch hoch motiviert. Darauf seien inzwischen auch andere europäische Länder aufmerksam geworden. "Wenn in den kommenden fünf Jahren 10.000 Stellen neu zu besetzen sind, müssen auch die ökonomischen Rahmenbedingungen neu definiert werden. Die derzeitige Unterfinanzierung im Krankenhausbereich schreckt die jungen Ärzte ab und treibt sie ins Ausland."
Angesichts der schwierigen Situation vieler Kliniken sei es besonders grotesk, dass die Krankenhäuser nach wie vor einen so genannten Sanierungsbeitrag von mehreren Hundert Millionen Euro pro Jahr zugunsten der Krankenkassen erbringen müssten. "Das Sonderopfer war nie gerechtfertigt und muss ersatzlos gestrichen werden", forderte der Ärztepräsident.
Quelle: Bundesärztekammer