Bluttransfusionen für Babys vor OP riskant
Archivmeldung vom 23.10.2020
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSchwerkranke Neugeborene, die vor einer OP Bluttransfusionen erhalten, verfügen laut einer Studie des Nemours Children's Health System über ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko für Komplikationen oder sogar Todesfolgen. Die in "Pediatrics" veröffentlichten Ergebnisse zeigen mögliche Gefahren auf, die Bluttransfusionen für die chirurgischen Ergebnisse bei Neugeborenen bedeuten können.
Genaues Abwägen wichtig
Laut Forschungsleiterin Loren Berman können Bluttransfusionen in manchen Fällen mehr schaden als nutzen, wenn sie vor einer OP von schwerst erkrankten Kindern eingesetzt werden. "Das Verabreichen einer Transfusion in Erwartung eines Blutverlustes kann klug erscheinen. Unsere Studienergebnisse zeigen jedoch, dass 'abwarten und Tee trinken' bei der Verabreichung von Blut während einer OP die Komplikationen und das Sterberisiko verringern kann."
Neonatale Patienten, vor allem zu früh geborene Kinder, erhalten häufig Bluttransfusionen zur Behandlung einer Anämie und Verbesserung der Sauerstoffversorgung. Das ist vor allem als Vorbereitung für eine OP der Fall. Diese Behandlung kann jedoch Entzündungsreaktionen bewirken. Derzeit gibt es bei diesen Patienten keine etablierten Richtlinien, die für eine Transfusion Grenzwerte beim roten Blutbild definieren. Daher gibt es erhebliche Schwankungen, wie und wann eine Transfusion vor einer OP verabreicht wird.
12.000 Datensätze analysiert
Die Forscher haben eine retrospektive Datenbank-Analyse von 12.184 Kindern durchgeführt, die sich zwischen 2012 und 2015 einer OP unterziehen mussten. Dafür wurden Daten des "American College of Surgeons National Surgical Quality Improvement Project Pediatric" herangezogen. 1.209 Kinder erhielten binnen 48 Stunden vor der OP eine Bluttransfusion. Das Team verglich die Komplikationen und Todesfälle, die in dieser Gruppe innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff auftraten, mit jenen Kindern, die keine Transfusion erhalten hatten.
Da die Patienten, die Transfusionen erhielten, vor der OP kränker waren, führten die Forscher ein "Propensity Score Matching" durch, also eine statistische Analyse, die einen besseren Vergleich ermöglicht. Die Ergebnisse beider analytischer Ansätze ergaben unabhängig voneinander, dass Transfusionen vor der OP in den folgenden 30 Tagen mit einem rund 50 Prozent höheren Risiko von Komplikationen und Todesfällen in Verbindung standen. Prospektive Studien seien nötig, um die Grenzwerte für Transfusionen zu definieren, um die Vorteile bei einer Anämie zu maximieren und das Risiko für Patienten zu minimieren.
Quelle: www.pressetext.com/Moritz Bergmann