Knochenzellen beeinflussen Blutzuckerspiegel
Archivmeldung vom 17.02.2018
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.02.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKnochenzellen sorgen nicht nur für die Bildung von neuen Knochen. Sie beeinflussen auch den Blutzuckerspiegel. Forscher der belgischen Katholischen Universität Löwen haben den Mechanismus entdeckt, der diese Verbindung kontrolliert. Damit haben sie den Weg zu einer neuen Therapiemöglichkeit für so unterschiedliche Erkrankungen wie Osteoporose, bei der Knochen spröde werden, sodass sie leicht brechen, Fettleibigkeit und Diabetes geebnet.
Alle zehn Jahre ein neues Skelett
Der Stoffwechsel von Knochenzellen bestimmt darüber hinaus, wie viel Zucker sie benötigen. Wenn sie aus irgendwelchen Gründen mehr Zucker als gewöhnlich brauchen, sinkt der Zuckerspiegel im Blut. Das Skelett ist laut den Experten daher alles andere als ein wenig reaktionsfreudiges Gewebe. Es werde ständig erneuert. Alte Knochenfragmente würden herausgelöst und durch neue ersetzt. Alle zehn Jahre erneuere sich das komplette Skelett. Es gebe Zellen, die Knochen abbauen und solche, die sie erneuern. Bei Knochenerkrankungen seien die Abbauzellen überaktiv. Medikamente, die heute eingesetzt würden, blockierten diese Zellen. Das wirke sich fatal auf die Aufbauzellen aus, deren Arbeit massiv behindert werde.
Laut den Forschern sind daher neue Medikamente nötig, um die einen Zellen zu blockieren, ohne die anderen zu behindern. "Um das zu erreichen, ist es existenziell wichtig, dass wir verstehen, wie die Aufbauzellen arbeiten", sagt Forschungsleiterin Christa Maes. Bekannt sei, dass sie eine ungestörte Versorgung mit Blut benötigen. "Doch wir verstehen die Zusammenhänge noch nicht richtig", so die Wissenschaftlerin. Sie vermutete, dass der Sauerstoff, den das Blut transportiert, eine wichtige Rolle spielt.
Weitere Studien sind erforderlich
An mutierten Mäusen haben die Forscher die Auswirkungen von Sauerstoffmangel auf knochenbildende Zellen untersucht. Die Folge: Es bildeten sich besonders schwere Knochen, die viel Zucker einlagerten. Trotzdem wurden sie nicht schwerer als nicht-mutierte Mäuse. Zudem hatten sie ungewöhnlich wenig Zucker im Blut. "Das zeigt eine neue Verbindung zwischen Knochen und dem Zuckergehalt im Blut", verdeutlicht Maes abschließend.
Diabetiker leiden daher nicht nur an einem hohen Blutzuckergehalt, sondern auch an Knochenmängeln. "Mit unserem neuen Wissen können wir jetzt Behandlungsmethoden entwickeln, die beide Probleme lösen", so Maes. Sie warnt aber vor voreiligen Hoffnungen. Es könne noch ein paar Jahre dauern, ehe neue Therapien entwickelt seien.
Quelle: www.pressetext.com/Wolfgang Kempkens