Tiefe Hirnstimulation hilft bei Depressionen
Archivmeldung vom 05.10.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.10.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Tiefe Hirnstimulation (THS), bei der gezielt mittels hauchdünner Elektroden ein Teil des Belohnungssystems im Gehirn stimuliert wird, verfügt laut einer Studie der Emory University langfristig über eine solide antidepressive Wirkung. Die Forscher haben diese Wirkung bei Patienten erzielt, die unter einer behandlungsresistenten und sehr schweren Form dieser Erkrankung litten. Details wurden im "American Journal of Psychiatry" publiziert.
Linderung dank Hirnschrittmacher
Die Ergebnisse dieser Langzeitstudie bestätigen frühere Forschungsprojekte des Teams um die international anerkannte Expertin Helen S. Mayberg. Laut der leitenden Wissenschaftlerin ist es damit auch gelungen, die Grundlage für weitere Studien zur Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten mittels THS zu schaffen.
Die U.S. Food and Drug Administration http://www.fda.gov hat THS erst kürzlich für die Behandlung von Tremor, Parkinson, Epilepsie und Zwangserkrankungen zugelassen. Dabei handelt es sich um einen Eingriff, bei dem ein Neurostimulator im Gehirn platziert wird. Dieser Hirnschrittmacher sendet über die implantierten Elektroden hochfrequente elektrische Impulse genau in jene Gehirnbereiche, die für die Entstehung der Symptome dieser Krankheiten verantwortlich sind.
Mayberg leitete 2005 die erste THS-Studie zum Brodmann-Areal 25 bei Patienten, die gegen eine herkömmliche Behandlung resistent waren. Bereits damals wurde die Möglichkeit eines klinischen Nutzens nachgewiesen. Weitere kleinere Studien lieferten ähnlich positive Ergebnisse. Eine multizentrische randomisierte Studie wurde jedoch noch im Anfangsstadium eingestellt. Verantwortlich dafür war das Fehlen einer statistisch signifikanten, antidepressiven Reaktion.
Ausgeweiteter Beobachtungszeitraum
Die Forscher begleiteten die Patienten der ursprünglichen Studie weiter. Dabei zeigte sich, dass es ihnen durch die Behandlung nicht nur besser ging. Auch hielt dieser Effekt an. Daher verfolgte das Team diesen Ansatz weiter. Die aktuelle Studie dokumentiert die langfristigen Ergebnisse von 28 Patienten. Die zwischen vier und acht Jahre lang an der offenen klinischen Studie teilnahmen. Die Ansprech- und Remissionsraten konnten bei 50 Prozent respektive 30 Prozent aufrechterhalten werden. Entscheidend dabei ist der lange Beobachtungszeitraum von zwei bis acht Jahren.
Drei Viertel der Teilnehmer entsprachen den Kriterien für das Ansprechen auf die Behandlung. 21 Prozent wiesen ab dem ersten Jahr ein kontinuierliches Ansprechen auf. Von 28 Teilnehmern beendeten 14 mindestens einen acht Jahre langen weiteren Beobachtungszeitraum. Elf andere Patienten waren mindestens vier Jahre lang dabei. Vier Personen schieden vor den acht Jahren Nachbereitung aus. Laut Mayberg ist durch diese Studienergebnisse die langfristige Sicherheit und nachhaltige Wirksamkeit dieses Behandlungsansatzes erwiesen.
Am Center for Advanced Circuit Therapeutics wird bereits an der nächsten Stufe dieser Forschung gearbeitet. Die Finanzierung erfolgt über die National Institutes of Health Brain Initiative https://braininitiative.nih.gov . Bei den Studienteilnehmern soll ein neuer Prototyp mit der Bezeichnung "Summit RC+S" implantiert werden. Damit wird es möglich sein, die Gehirnaktivität direkt während der THS aufzuzeichnen.
Quelle: www.pressetext.com/Moritz Bergmann