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Verhaltenstherapie statt Antidepressiva

Archivmeldung vom 04.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Methode ist bei wiederkehrenden Depressionen effektiver und kostengünstiger

Eine besondere Form der Verhaltenstherapie könnte eine echte Alternative zum Einsatz von Antidepressiva darstellen: Die so genannte Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie schützt bei wiederkehrenden Depressionen nicht nur eher vor einem Rückfall als die Behandlung mit Medikamenten, sondern verbessert auch die Lebensqualität der Betroffenen effektiver. Das belegt jetzt eine Untersuchung britischer Psychologen. Darüber hinaus ist die Methode, die im Rahmen von Gruppensitzungen vermittelt werden kann, auch kosteneffektiver, berichten die Forscher im "Journal of Consulting and Clinical Psychology". In einer weiteren, größeren Studie wollen sie ihre Ergebnisse überprüfen und näher untersuchen, wie genau die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (ABKT; auch MBCT, englisch für: mindfulness-based cognitive therapy) funktioniert.

"Antidepressiva werden häufig bei Leuten eingesetzt, die unter Depressionen leiden, und darum tendieren sie dazu zu funktionieren", erklärt Willem Kuyken vom Mood Disorders Centre an der University of Exeter. "Doch während sie sehr effektiv darin sind, dabei zu helfen, die Symptome von Depressionen zu reduzieren, sind die Patienten sehr anfällig für einen Rückfall, wenn sie die Medikamente wieder absetzen." MBCT nimmt einen anderen Ansatz - sie lehrt die Menschen Fähigkeiten fürs Leben, so der Psychologe. Sie zielt auf negatives Denken und bringt etwa eine Reihe von Übungen auf der Basis buddhistischer Meditationstechniken nahe, welche den Patienten helfen, sich mehr auf die Gegenwart als auf Vergangenes oder Zukünftiges zu konzentrieren. Die Übungen arbeiten zwar bei jeder Person auf eine andere Art und Weise, jedoch gelingt es den meisten, negative Gedanken und Gefühle besser kontrollieren und akzeptieren zu können.

In ihrer Studie hatten Kuyken und seine Kollegen bei 123 Patienten mit wiederkehrenden Depressionen die Wirksamkeit einer MBCT mit der von Medikamenten verglichen. Die Hälfte der Probanden machte mit ihrer bisherigen Medikamententherapie weiter, während die anderen in Gruppen von 8 bis 15 Leuten an einem achtwöchigen MBCT-Kurs teilnahmen und dann ohne die Medikamente auszukommen sollten. Von denjenigen Patienten, die an der Achtsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie teilgenommen hatten, erlitten in den 15 Monaten danach 47 Prozent einen Rückfall, während es in der Vergleichsgruppe 60 Prozent waren. Darüber hinaus berichteten sie von einer höheren Lebensqualität, was alltägliche Freude und körperliches Wohlbefinden betraf. Die Psychologen verglichen zudem die Kosten der beiden Therapieformen und stellten fest, dass eine MBCT günstiger ist. Im Gegensatz zu den meisten anderen Psychotherapien kann ein Therapeut in einer Gruppe mit mehreren Patienten gleichzeitig arbeiten.

Im Zentrum kognitiver Verhaltenstherapien stehen Kognitionen, also Denken, Überzeugungen oder auch Wertungen. Grundlage des Ansatzes ist, dass die Art, wie jemand denkt, auch bestimmt, wie er sich verhält, fühlt und reagiert. Im Vordergrund der Therapie stehen dann Bewusstmachung und Überprüfung der Einstellungen sowie die aktive Gestaltung der Wahrnehmungen. Auch an der Universität Tübingen findet derzeit ein Forschungsprojekt zur Therapie wiederkehrender Depressionen mit MBCT statt. Mehr Informationen dazu unter www.abtb.de. 

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