Virologe Streeck stellt Stiko-Empfehlung in Frage
Archivmeldung vom 08.04.2021
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Freigeschaltet durch Anja SchmittDer Virologe Hendrik Streeck, der die Virologie am Universitätsklinikum Bonn leitet, hat sich überrascht über die Empfehlung der Ständigen Impfkommission gezeigt, den Menschen, denen eine Dosis des Astrazeneca-Vakzins gespritzt wurde, für die zweite Impfdosis ein anderes Präparat zu verabreichen. Dies schreibt das russische online Magazin „SNA News“ .
Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "„Da sind die klinischen Studien noch nicht gelaufen. Ich hielte es für notwendig, sich an die Regeln zu halten und abzuwarten, ob die Studien erfolgreich sind“, zitiert DPA die jüngsten Aussagen von Streeck gegenüber der „Fuldaer Zeitung“ (Donnerstag). Er halte es aber für eine nachvollziehbare Entscheidung, das Astrazeneca-Vakzin nicht mehr an Menschen unter 60 Jahren zu verabreichen – auch wenn der Impfstoff an sich gut und sicher sei.
In Bezug auf die Empfehlung zur Zweitimpfung verwies der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens, auf das mit der Zeit nachlassende Schutzvermögen des Vakzins des britisch-schwedischen Unternehmens. „Der Schutz gegen Covid-19 nimmt bei einmaliger Astrazeneca-Impfung nach gewisser Zeit ab“, sagte er gegenüber der „Rheinischen Post“ (Donnerstag). Bei einer Zweitimpfung mit einem anderen Serum könne es sogar zu einer besseren Schutzwirkung kommen, meinte Mertens.
„Es gibt weder einen Hinweis darauf noch eine plausible immunologische Überlegung dazu, dass die Auffrischung der Immunantwort gegen das Spike-Protein durch den heterologen mRNA-Impfstoff eine negative Auswirkung haben könnte“, äußerte der Stiko-Chef. „Es könnte übrigens sogar sein, dass die Schutzwirkung stärker ausfällt“, so Mertens. Eine Vermutung, dass es zu einer Art „Streit zwischen zwei Impfstoffen“ im menschlichen Organismus kommen könne, schloss er aus.
Bereits am Mittwoch wollte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit seinen Länderkollegen eigentlich auch über die Zweitimpfungen für junge Leute beraten, denen der Wirkstoff von Astrazeneca verabreicht worden war. Ergebnis ist aber zunächst keines bekannt.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte am vergangenen Donnerstag empfohlen, dass Menschen unter 60 Jahren, die bereits die erste Corona-Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca erhalten haben, bei der zweiten Vakzinierung eine Dosis eines mRNA-Serums zu verabreichen. Grund sind mehrere Verdachtsfälle auf eine Hirnvenenthrombose. Experten vermuten, dass das sehr geringe Risiko jüngere Menschen betrifft. In Deutschland sind die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen.
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA empfahl am Mittwoch uneingeschränkt die Anwendung von Astrazeneca. Der Nutzen sei höher zu bewerten als die Risiken, erklärte die Behörde mit Sitz in Amsterdam. Dagegen änderte die britische Impfkommission ihre Empfehlung: Das Astrazeneca-Präparat soll künftig möglichst nur noch über 30-Jährigen verabreicht werden."
Quelle: SNA News (Deutschland)