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Ärzteschaft: Landesbehörden mit Pharmaskandalen "maximal überfordert"

Archivmeldung vom 07.08.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.08.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: I-vista / pixelio.de
Bild: I-vista / pixelio.de

Nach den beiden jüngsten Pharmaskandalen nennt der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, die zuständigen Landesbehörden mit ihrer Überwachungsaufgabe "maximal überfordert". Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte er: "Man muss sich fragen, ob nicht besser Bundesoberbehörden solche Aufgaben übernehmen sollten." Aufgabe der Behörden sei der Verbraucher- und Patientenschutz, betonte er: "Dass das in einem so reichen Land wie Deutschland nicht funktioniert, ist skandalös."

In Brandenburg soll der Medizingroßhändler Lunapharm in Griechenland und möglicherweise auch Italien gestohlene Krebsmedikamente an Apotheken in mehrere Bundesländer geliefert haben. Befürchtet wird unter anderem, dass das Diebesgut falsch gelagert wurde und den Medikamenten dadurch die Wirkung fehlt. Bereits Anfang Juli hatte der Rückruf von valsartanhaltigen Blutdrucksenkern für Schlagzeilen gesorgt. Grund ist eine produktionsbedingte Verunreinigung des Wirkstoffs Valsartan eines chinesischen Zulieferers mit dem potenziell krebserregenden Stoff N-Nitrosodimethylamin (NDMA).

Die Patienten seien durch die Fälle verunsichert. "Wir brauchen in Deutschland unbedingt Institutionen, die diese Funktion zentral wahrnehmen, die personell gut ausgestattet sind und die in der Lage sind, uns vor solchen Risiken zu schützen", forderte der Onkologe, der auch Mitglied der Taskforce zur Aufarbeitung des Pharmaskandals in Brandenburg ist. Im Fall der Blutdrucksenker sieht Ludwig auch die deutschen Hersteller in der Pflicht. "Sie müssen das, was sie hier importieren und womit sie hier Geld verdienen, auch jenseits von China so überprüfen, dass es sicher ist", betonte er.

Ludwig unterstützt die Forderung, die Produktion von Arzneimitteln wieder verstärkt nach Deutschland zu holen. Etwa 80 Prozent der hierzulande verfügbaren Wirkstoffe kommen inzwischen aus Billiglohnländern wie China. "Ich würde mich freuen, wenn wir irgendwann wieder die Apotheke der Welt würden", meint der Experte. Das würde nicht nur die Überwachung deutlich erleichtern, sondern auch das immer größer werdende Problem der Lieferengpässe entschärfen.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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