Ärzte warnen: Immense Folgekosten durch Adipositas
Archivmeldung vom 12.01.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Fettleibigkeit hat in den entwickelten Industriestaaten epidemische Ausmaße angenommen. Schon jetzt ist gut die Hälfte der Deutschen übergewichtig, jeder fünfte Bundesbürger gilt sogar als stark übergewichtig (adipös).
Darauf wiesen Experten
auf dem 31. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Berlin
hin. "Übergewicht und Adipositas steigen nach wie vor an.
International liegt Deutschland dabei durchaus in der Spitzengruppe",
sagte Prof. Dr. Jan Schulze, Präsident der Sächsischen
Landesärztekammer. Zu erklären sei diese Entwicklung mit unserem
Lebensstil, dem Bewegungsmangel in Beruf und Freizeit sowie einer
Über- und Fehlernährung. Die durch Adipositas hervorgerufenen Kosten
lägen bei sechs Prozent aller Krankheitskosten und betrügen etwa 15
bis 20 Milliarden Euro pro Jahr, so Schulze.
Allein in den USA werden die Kosten auf 117 Milliarden Dollar geschätzt. Experten zufolge sind derzeit etwa 1,3 Milliarden Menschen auf der Welt von Übergewicht und Adipositas betroffen. "Das Mortalitätsrisiko bei diesen Patienten steigt im Durchschnitt auf das zwei- bis dreifache der Normalbevölkerung", erklärte Prof. Dr. Rudolf Weiner, Chefarzt an der Chirurgischen Klinik am Krankenhaus Sachsenhausen in Frankfurt am Main. "Die Lebenserwartung vermindert sich dadurch für übergewichtige Männer um bis zu acht Jahre, für übergewichtige Frauen um bis zu sechs Jahre."
Beängstigend sind auch die rapide Gewichtszunahme von Kindern und
Jugendlichen und die daraus resultierende frühe Entwicklung von
gefährdenden Begleit- und Folgekrankheiten. Laut
Bundesgesundheitssurvey vom September 2006 sind 15 Prozent der Kinder
und Jugendlichen übergewichtig - ein Anstieg von 50 Prozent im
Vergleich zum Anfang der 1990er Jahre. Die Zahl der adipösen Kinder
und Jugendlichen hat sich sogar im selben Zeitraum auf 6,3 Prozent
verdoppelt. "Adipositas im Kindes- und Jugendalter geht mit einer
erheblichen geminderten Lebensqualität einher. Dazu gehören ein
gestörtes Selbstbild, vermindertes Selbstvertrauen und soziale
Diskriminierung", warnte Prof. Dr. Martin Wabitsch, Leiter der
Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie am
Universitätsklinikum Ulm. Etwa 30 Prozent dieser Kinder und
Jugendlichen hätten eine Fettlebererkrankung als Folge ihres
Übergewichts entwickelt, ebenfalls 30 Prozent litten am Metabolischen
Syndrom. Bei 25 Prozent lägen orthopädische Folgeerkrankungen vor und
ein Prozent leide bereits an einer so genannten Altersdiabetes.
"Diese Zahlen zeigen, dass eine immense Kostenlawine auf das deutsche Gesundheitssystem zurollen wird", so Wabitsch. Adipositas im Kindes- und Jugendalter sei für herkömmliche Maßnahmen weitgehend therapieresistent. Dieser Bereich stelle daher eine klassische Aufgabe für die Präventivmedizin dar. "Eine wirksame Prävention kann von einzelnen Personen oder Gruppen im Gesundheitssystem jedoch nicht erbracht werden", so Wabitsch. "Sie ist viel mehr eine vorrangig familienpolitische, hoheitliche Aufgabe des Staates."
Quelle: Pressemitteilung Bundesärtekammer