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Verhaltensstörung: Kinderhirne anders verdrahtet

Archivmeldung vom 24.04.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.04.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Gehirn: Scans zeigen Verhaltensstörung.
Gehirn: Scans zeigen Verhaltensstörung.

Bild: pixelio.de, Rike

Bei jungen Menschen mit schwerem antisozialen Verhalten könnten die Verhaltensprobleme durch Unterschiede in der Verdrahtung des Gehirns, die die emotionalen Zentren miteinander verbindet, bedingt sein. Das zeigt eine Studie der University of Birmingham. Denn diese konnte charakteristische Unterschiede der Verbindungen in der weißen Substanz nachweisen.

Gehirnhälften kommunizieren schlechter

Die genauen Ursachen für Verhaltensstörungen sind bis heute noch wenig erforscht. Es wird angenommen, das ein Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Faktoren verantwortlich ist. Einen Hinweis liefert die aktuelle Studie, an der fast 300 Kinder, zu gleichen Teilen Mädchen und Jungen, zwischen neun und 18 Jahren teilnahmen. Bei jedem der Freiwilligen wurde ein Gehirnscan mittels Diffusions-Tensor-Bildgebung, einem speziellen Verfahren der Kernspinresonanztomografie, durchgeführt.

Untersucht haben die Forscher so Unterschiede der Faserbahnen in der weißen Substanz, die Signale zwischen verschiedenen Bereichen des Gehirns übertragen. Einer der größten festgestellten Unterschiede betraf mit dem Corpus callosum einen der größten Bereiche der weißen Masse im Gehirn, der die beiden Teile des Gehirns miteinander verbindet. Die Ergebnisse zeigten, dass es bei diesen Fasern weniger Verzweigungen gab. Das bedeutet, dass die Verbindungen zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte der an einer Verhaltensstörung Erkrankten weniger gut funktionierten. Die gleichen strukturellen Anomalien waren bei Jungen und Mädchen zu finden.

Gehirnstruktur entspricht Verhalten

Die Wissenschaftler untersuchten auch, ob bestimmte antisoziale Verhaltensweisen wie Aggressionen oder Persönlichkeitseigenschaften wie verringerte Empathie oder Schuldgefühl mit diesen Veränderungen der Gehirnstruktur korrelieren. Es zeigte sich, dass die Unterschiede im Corpus callosum mit einem entsprechenden Verhalten wie Defiziten bei der Empathie und Gleichgültigkeit gegenüber den Gefühlen anderer in Verbindung standen. Diese Forschungsergebnisse sollen in Zukunft eine frühere und eindeutigere Diagnose von Verhaltensstörungen ermöglichen.

Immerhin ist rund eines von 20 Kindern und Teenagern von Verhaltensstörungen betroffen. Diese gehören zu den häufigsten Ursachen für eine Überweisung an Spezialisten. Für sie charakteristisch ist eine ganze Bandbreite von antisozialem oder aggressivem Verhalten wie Vandalismus, der Einsatz von Waffen oder schädigendem Verhalten anderen gegenüber. Häufig treten Verhaltensstörungen in Zusammenhang mit anderen Krankheiten wie Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Angst oder Depressionen auf.

Quelle: www.pressetext.com/Moritz Bergmann

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