Viele psychiatrische Einrichtungen verfehlen Personalvorgabe
Archivmeldung vom 05.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićMehr als die Hälfte aller psychiatrischen Einrichtungen in Deutschland verfehlt die geltenden Mindestvorgaben für die Zahl der therapeutischen Fachkräfte. Das ergibt sich aus neuen Zahlen des zuständigen Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), über die die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" berichten.
Danach
haben im vierten Quartal 2023 von 755 Einrichtungen der
Erwachsenenpsychiatrie 387 Standorte die Vorgaben für die Personalstärke
nicht erfüllt, das ist ein Anteil von 51 Prozent. Bei den Kinder- und
Jugendpsychiatrien verfehlten 165 von 296 Einrichtungen die Vorgaben,
das ist ein Anteil von 56 Prozent. Kritik an der Situation kam vom
Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. "Eine Behandlung mit zu
wenig Personal gefährdet die Patientensicherheit und verzögert die
Genesung von schwer psychisch erkrankten Menschen", sagte Verbandschefin
Doris Pfeiffer dem RND.
Der Gemeinsame Bundesausschuss von
Ärzten, Krankenhäusern und Kassen hatte beschlossen, dass Kliniken der
Psychiatrie, der Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychosomatische
Abteilungen bei der personellen Besetzung ihrer Stationen konkrete
Vorgaben erfüllen müssen. Ziel ist es, eine möglichst gute
Patientenversorgung abzusichern. Werden die seit 2020 geltenden Vorgaben
nicht erfüllt, sind Sanktionen möglich. Allerdings gelten derzeit noch
Übergangsregelungen.
"Ein Grund für die Personalprobleme ist,
dass in Deutschland das Potenzial ambulanter Behandlungen am Krankenhaus
bei Weitem nicht ausgeschöpft wird", so Pfeiffer. Nach Ansicht der
Krankenkassen werden in Deutschland zu viele psychisch Erkrankte
vollstationär in einer Klinik behandelt - was besonders personalintensiv
ist. Eine Alternative wäre eine ambulante Behandlung in Tageskliniken.
So
verweist der Spitzenverband darauf, dass es einen europaweiten Trend
zur Ambulantisierung der psychiatrischen Versorgung gebe. Gab es 1993
den Angaben zufolge im europäischen Schnitt 110 psychiatrische
Krankenhausbetten auf 100.000 Einwohner, waren es 2021 nur noch 73
Betten. Völlig gegen diesen Trend sei in Deutschland die Zahl der
psychiatrischen Betten weiter angestiegen auf zuletzt etwa 130 Betten
pro 100.000 Einwohner, so der Spitzenverband.
Quelle: dts Nachrichtenagentur