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ADHS-Arznei unter Verdacht: Vier Tote Kinder nach der Einnahme von Strattera

Archivmeldung vom 08.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Medikament Strattera des Pharmakonzerns Eli Lilly soll Kinder und Jugendliche mit dem sogenannten Zappelphillipp-Syndrom den ganzen Tag lang ruhig halten. Tausende Kinder nehmen Strattera in Deutschland, weltweit sind es 3,5 Millionen.

Nach Recherchen der "Frontal 21"-Dokumentation "Das Pharmakartell", die das ZDF am Dienstag, 9. Dezember 2008, 21.00 Uhr ausstrahlt, ist die Liste der Nebenwirkungen von Strattera lang. Das belegen interne Unterlagen des Bundesinstituts für Arzneimittel, die dem ZDF vorliegen. Danach gab es 234 Verdachtsfälle von zum Teil gefährlichen Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Strattera seit der Einführung des Medikaments im Jahr 2005 - darunter Herzschwächen, Hörstürze und Suizidgedanken, allesamt bei Kindern und Jugendlichen. Laut der Behörden-Liste starben vier Kinder. Die Todesursachen: Suizid, Herzinfarkt, Gehirnschlag. Das jüngste Kind war drei Jahre alt.

Der Patientenbeauftragte im Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen, Jörg Schaaber, fordert jetzt, dass das Medikament vom Markt genommen wird. Schaaber gegenüber dem ZDF: "Strattera wird eingesetzt im Prinzip bei gesunden Kindern. Die sind nur zappelig, unruhig, können sich schlecht konzentrieren. Das hat aber oft keinen Krankheitswert, ist nur nervig für die Umwelt. Es ist sehr fragwürdig, Kinder mit solch stark wirksamen Medikamenten und solch schwerwiegenden Nebenwirkungen zu behandeln. Das steht in keinem Verhältnis zum äußerst zweifelhaften Nutzen dieses Medikaments."

Auch Professor Peter Schönhöfer vom arznei-telegramm erhebt schwere Vorwürfe: "Diese Substanzen wirken, wie wir früher sagten, wie Amphetamine oder, nach neuerem Sprachgebrauch, wie Speed. Das sind Substanzen, die gefährlich sind, weil sie einen übererregten Zustand auslösen - und dazu gehört auch die Selbstaggression, also der Suizid", so Schönhöfer gegenüber dem ZDF.

"Frontal 21" hat den Pharmakonzern Eli Lilly um eine Stellungnahme auch zu den gefährlichen Nebenwirkungen von Strattera gebeten, dazu aber keine Antwort erhalten. Stattdessen lässt der Konzern mitteilen: "Lilly ist ein forschendes pharmazeutisches Unternehmen, für das die Qualität seiner Produkte und die Sicherheit seiner Patienten an erster Stelle stehen."

Quelle: ZDF

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