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Lepra bleibt eine Zeitbombe

Archivmeldung vom 26.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

In den reichen Industrienationen ist Lepra zwar ausgerottet, aber in den Entwicklungsländern ist die Infektionskrankheit noch lange nicht besiegt: Jeder zehnte neue Patient ist derzeit ein Kind. Darauf weist die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe am Welt-Lepra-Tag hin.

Der Verband mahnt anlässlich des heutigen Welt-Lepra-Tags, dass jährlich immer noch einige hunderttausend Menschen neu an Lepra erkranken. «Dies ist der Beweis, dass die Ansteckung ungebrochen weitergeht», sagt der leitende DAHW-Mediziner Adolf Diefenhardt in einer Mitteilung des in Würzburg ansässigen Hilfswerks.

Lepra gilt als eine der ältesten bekannten Infektionskrankheiten der Menschheit. Es handelt sich um eine Bakterieninfektion der Haut und des Nervensystems. 1874 konnte der norwegische Arzt Gerhard Armauer Hansen das Lepra-Bakterium erstmalig identifizieren, die Erkrankung wird daher auch als Hansen-Krankheit bezeichnet. Problematisch sind vor allem die stillen Überträger, also Menschen, die den Erreger durch Tröpfcheninfektion verbreiten, ohne selbst zu erkranken. «Damit bleibt Lepra eine potenzielle Zeitbombe», sagt Diefenhardt.

Der Welt-Lepra-Tag soll auf die Situation der Betroffenen aufmerksam machen. Lange Zeit wurden Kranke aufgrund ihrer Entstellungen als «Aussätzige» geächtet. Mittlerweile ist die Krankheit durch eine Kombinationstherapie mit Antibiotika heilbar, aber noch nicht besiegt. Nach Angaben des Hilfswerks, das sich auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation beruft, sind im Jahr 2007 etwa 254.000 Menschen neu an Lepra erkrankt. Die meisten Infizierten leben in Indien und Brasilien. In Ländern mit einem stabilen Gesundheitssystem und Zugang zur Antibiotika-Therapie spielt die Lepra hingegen keine Rolle mehr.

Das Mycobacterium leprae befällt Haut, Schleimhaut und Nervenzellen und macht die Betroffenen unempfindlich gegenüber Kälte, Wärme und Schmerz. Über unbemerkte Wunden infizieren sich die Erkrankten mit anderen Krankheitserregern, wie zum Beispiel Tetanus. Bleiben diese Wunden unbehandelt, können die betroffenen Bereiche als indirekte Folge der Lepra absterben. Daraus leitet sich der Mythos der abfallenden Körperteile ab, den viele Menschen mit der Lepra in Verbindung bringen.

Das Frühstadium der Lepra sind unscharf begrenzte Flecken auf der Haut, die sich für den Erkrankten taub anfühlen. Die Krankheit kann sich dann zu drei verschiedenen Formen der Lepra weiterentwickeln: der tuberkuloiden, lepromatösen oder Borderline Lepra. Die lepromatöse Lepra ist die schwerste Form der Erkrankung, bei der sich die Bakterien ungehemmt vermehren und im gesamten Körper ausbreiten. Der Übertragungsweg der Lepra findet von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion statt, setzt also einen langfristigen Kontakt mit einem Infizierten voraus.

Neben dem Mycobacterium leprae haben US-Forscher kürzlich einen zweiten Erreger identifiziert, der vor allem in Mittel- und Südamerika sowie in der Karibik vor. Den Forschern der Colorado State University und des M.D. Anderson Cancer Center in Texas gelang es, das neue Mycobacterium lepromatosis im Gewebe von zwei Lepra-Toten auszumachen.

Der neue Erreger dürfte endlich auch erklären, warum die Krankheit so verschieden verlaufen kann. Mediziner hatten die Unterschiede bisher mit dem Immunsystem der Patienten begründet.

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