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WDR-Magazin "Westpol" und Handelsblatt: Krankenkassen zahlen fast 500 Millionen Euro für Wundauflagen, deren Nutzen fraglich ist

Archivmeldung vom 13.02.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.02.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Harald Reiss / pixelio.de
Bild: Harald Reiss / pixelio.de

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen 487 Millionen für Wundauflagen, deren Nutzen wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist. Das ergeben gemeinsame Recherchen des WDR-Magazins "Westpol" und des Handeslblatts. Der ehemalige Chefarzt einer Gefäßklinik in Bochum und jetzige leitende Arzt im Wundzentrum der AOK Berlin Ullrich Katz spricht von Geldverschwendung für Produkte, die keinen nachweisbaren Heilerfolg bringen und prangert an, dass der Gesetzgeber dem bisher keinen Riegel vorgeschoben hat: "Wir haben ein Sammelsurium aus Wundauflagen, wo einfach Hersteller behaupten, die seien gut.

Wie kommen Hersteller auf die Idee, in fünf Jahren 1.000 Wundauflagen auf den Markt zu werfen? Man sollte die Hersteller nach wie vor zwingen, die Wirksamkeit zu beweisen." Vier Millionen Menschen leiden unter chronischen Wunden, die schlecht oder nicht mehr heilen. Viele lassen ihre Wunden mit neuartigen Auflagen behandeln, die mal mit Honig, mal mit Feuchtigkeitsgelen und mal mit Ibuprofen als Wirkstoff versetzt sind.

Rund 5.000 Produkte gibt es auf dem Markt, die von unterschiedlichen Herstellern zum Teil für hohe Summen angeboten werden. Die neuartigen Wundauflagen kosten in der Regel ein Vielfaches der herkömmlichen Produkte. Für die Behandlung von Wundpatienten gibt es in Deutschland seit 2005 sogenannte Wundmanager.

Dies sind in der Regel Pflegekräfte mit einer Zusatzausbildung. Die Recherchen des WDR-Magazins "Westpol" und vom Handelsblatt zeigen, welche Überschneidungen es zwischen der Medizinindustrie und den Wundmanagern gibt. Vorwürfe, in der Behandlung nicht unabhängig zu sein, weist der Verband Initiative chronische Wunden e.V. (ICW) zurück. Ein neuer Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministers stützt die bisherige Praxis.

Ann Marini vom Spitzenverband der Krankenkassen (GKV) beklagt die Pläne des Gesetzgebers: "Wir haben jetzt einen Gesetzentwurf, nach dem die Krankenkassen alles bezahlen sollen, egal ob es etwas nützt oder nicht."

Am Montag, 13.02.2017, berät der Bundestag über Gröhes Gesetzespläne. Weitere Informationen heute (12.2.2017) in "Westpol" um 19.30 Uhr im WDR Fernsehen. Mit Quellenangabe: WDR-Magazin "Westpol" (12.2.2017, 19.30 Uhr im WDR Fernsehen) ab heute (12.2.2017), 18 Uhr, zur Veröffentlichung frei.

Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk (ots)

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