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Giftcocktail per Nabelschnur - Umweltgifte werden schon im Mutterleib auf Babys übertragen

Archivmeldung vom 08.09.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.09.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Ungeborenes Leben ist bereits einer Vielzahl von Chemikalien ausgesetzt. Die heute veröffentlichte Studie "A Present for Life" ("Geschenk fürs Leben") von Worldwide Fund for Nature (WWF) und Greenpeace belegt, dass Industriechemikalien über die Nabelschnur direkt in den Körper des ungeborenen Kindes gelangen können.

Die in Blutproben gefundenen Substanzen können für Mutter und Kind gesundheitsschädlich sein oder die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Greenpeace und der WWF fordern, dass durch das neue EU-Chemikaliengesetz REACH gefährliche
Chemikalien duch sichere Alternativen ersetzt werden. Die erste Lesung des Gesetzestextes für REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) soll im November im EU-Parlament stattfinden.

In Kooperation mit der niederländischen Universität Groningen wurden 42 Mutterblut,- und 27 Nabelschnurblutproben von werdenden Müttern auf acht Chemikaliengruppen untersucht. Die Proben enthielten unter anderem bromierte Flammschutzmittel, künstliche Moschusduftstoffe und das verbotene Pestizid DDT. Die Industriechemikalien entweichen aus Alltagsprodukten wie Konservendosen, Kleidungsstücken oder Lebensmittelverpackungen. Auch Plastik- spielzeug, beschichtete Pfannen, Kosmetikartikel und Computer setzen solche Stoffe frei. Über den Hautkontakt, die Nahrung oder beim Atmen gelangen sie in die menschliche Blutbahn.

"Chemiefirmen wie BASF und Ciba behaupten, dass Chemikalien heute kein Problem mehr sind", sagt Chemieexpertin Ulrike Kallee von Greenpeace. "Diese Ergebnisse zeigen hingegen, dass Kinder nicht einmal im Mutterleib vor Schadstoffen sicher sind. Dabei reagieren Föten und Neugeborene besonders sensibel auf Schadstoffe".

"Die Reform der EU-Chemiegesetzgebung ist überfällig. Die Schlupflöcher im derzeitigen Entwurf der Gesetzgebung müssen geschlossen werden", sagt Karl Wagner, Leiter der Chemiekampagne beim WWF International. "Nach wie vor wollen zahlreiche Firmen nicht auf
gesundheitsgefährdende Substanzen verzichten. Nur mit gesetzlichen Maßnahmen können Innovationen in der Chemieindustrie vorangebracht werden, um Risikostoffe durch sichere Alternativen zu ersetzen."

REACH bietet die Chance, Mensch und Umwelt vor den negativen Auswirkungen schädlicher Chemikalien zu schützen. Dazu ist es nötig, die schädlichsten Stoffe zu identifizieren und aus dem Verkehr zu ziehen. "Ziel muss es sein, Chemieproduzenten in die Verantwortung zu
nehmen und sie für die Langzeitwirkungen ihrer Produkte haftbar zu machen", so Kallee.

Pressemitteilung WWF und Greenpeace vom 08.09.2005

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