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Bei Geburten sind auch in der Corona-Krise die Partner gefragt

Archivmeldung vom 30.03.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Tom Adriaenssen / de.wikipedia.org
Bild: Tom Adriaenssen / de.wikipedia.org

Trotz vorliegenden klaren Statements von gynäkologischen Fachgesellschaften, dass nahe Angehörige auch in Corona-Zeiten wichtig sind zur Geburtsbegleitung, berichten Mütter- und Väter-Organisationen von vielfältigen Missachtungen dieser Empfehlung.

Die Deutsche Gesellschaft für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG), der weltweit größte Zusammenschluss psychosomatisch arbeitender FrauenärztInnen, tritt vehement für die begleitende Unterstützung der Frau durch einen engen Angehörigen bei der Geburt und in den folgenden Tagen ein.

Dafür gibt es viele Gründe. Familien bilden immunbiologisch eine Einheit. Sie zu trennen, macht schon deswegen keinen Sinn. Gerade jetzt, unter zunehmend erschwerten Rahmenbedingungen, sind Partner unverzichtbare Begleiter ihrer Frauen bei der Geburt, selbst wenn das bislang wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist: Sie sind nicht nur die "Stehlampe des Vertrauten" (Zitat eines Vaters), sondern Garant für Betreuung, Unterstützung und Hilfe. Sie schließen wahrscheinlich zunehmende Personallücken, betreuen Frauen im häuslichen Umfeld, aus dem sie möglichst spät zur Klinik aufbrechen sollten, und ergänzen die Wochenbettbetreuung nach rascher Entlassung. Ängste von Schwangeren, die von Fachleuten zunehmend beobachtet werden, werden durch sie kompensiert und eine mögliche Isolation überwunden.

Dr. Wolf Lütje, Chefarzt einer Frauenklinik in Hamburg: "Es ist zu befürchten, dass erzwungene 'Alleingeburten' in den Kliniken pathologische, interventionsreiche und mitunter traumatisierende Verläufe begünstigen." Gerade jetzt wären aber physiologische Geburtsverläufe wünschenswert, weil sie auch Garant für ungestörte Bonding- und Stillphasen sind. Die positiven immunologischen Effekte für das Neugeborene sind bekannt und in diesen Zeiten unabdingbar.

Psychisch vorbelastete Frauen mit Ängsten, Traumatisierungen und Depressionen sind zudem besonders gefährdet und ohne Präsenz und Ansprache einer vertrauten Person vermehrt Panikattacken ausgeliefert.

Auch im Wochenbett spricht nichts dagegen, auf der Station "abgeschlossene Familienzimmer" zu bilden. Gerade die zuletzt genannte besonders vulnerable Gruppe von Frauen braucht die durchgehende Unterstützung einer vertrauten Person.

Wenn Kliniken Partnern den Zutritt verweigern, sollten sich Familien Unterstützung und Hilfe bei ihrem Frauenarzt/in oder Hebamme holen. Zudem kann auf die entsprechende Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), der maßgeblichen gynäkologischen Fachgesellschaft in Deutschland, verwiesen werden. Auf der Homepage der DGPFG können aktuelle Informationen abgerufen werden. Psychisch Belastete können dort auch psychotherapeutisch arbeitende Mitglieder der DGPFG finden. Viele KollegInnen bieten jetzt auch Telefon- und Videoberatung an.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe DGPFG e.V. (ots)


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