Künstliche Peptide entsorgen Virusproteine in den zellulären Mülleimer
Archivmeldung vom 08.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPeptid-Aptamere können mit hoher Spezifität an Zielproteine in der Zelle binden und deren Funktion blockieren. Wissenschaftler aus der Arbeitsgruppe von Professor Felix Hoppe-Seyler im Deutschen Krebsforschungszentrum klärten einen neuen Wirkmechanismus der Aptamere auf.
Peptid-Aptamere, die gegen Proteine von Hepatitis-B-Viren
oder von krebserregenden humanen Papillomviren gerichtet sind, blockieren die
Virusvermehrung bzw. -entwicklung. Sie bewirken, so zeigten zellbiologische
Untersuchungen, dass die normalerweise im Zellplasma gelösten Virusproteine
miteinander verklumpen. Die Zelle entsorgt diese Proteinaggregate daraufhin in
spezielle Körperchen nahe dem Zellkern, die als Aggresomen bezeichnet werden.
Mit diesen Endlagerstätten, so wird vermutet, schützt sich die Zelle vor der
möglicherweise toxischen Wirkung defekter und verklumpter Proteine. Dieser
Wirkmechanismus der Aptamere war bisher nicht bekannt.
Peptid-Aptamere
bestehen aus rund 20 Eiweißbausteinen (Aminosäuren), die in ein Stützprotein
integriert sind und dadurch in ihrer Struktur stabilisiert werden. Um Aptamere
zu gewinnen, die präzise an ein bestimmtes Protein binden, lassen die
Molekularbiologen nach dem Zufallsprinzip hergestellte Genbibliotheken in
Hefezellen ablesen und in Peptide übersetzen. Mit dem Zielprotein als "Köder"
wird nach geeigneten Bindungspartnern gesucht.
Durch ihre Fähigkeit, die
Funktion einzelner Proteine in der Zelle gezielt auszuschalten, gelten Aptamere
als vielversprechende molekulare Werkzeuge. So wird mit geeigneten Peptiden
geprüft, ob sich durch die Blockade wachstumsfördernder Proteine Krebszellen in
ihrer Teilungsaktivität hemmen lassen. Durch gezieltes Ausschalten von
Proteinen, deren Rolle bei der Krebsentstehung bisher noch nicht erforscht ist,
lassen sich mögliche neue Angriffsziele für die Krebstherapie
identifizieren.
Publikation: Evangelia Tomai, Karin Butz, Claudia Lohrey,
Fritz von Weizsäcker, Hanswalter Zentgraf und Felix Hoppe-Seyler:
Peptide-aptamer mediated inhibition of target proteins by sequestration into
aggresomes. Journal of Biological Chemistry, 22. Mai 2006
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.